WAZ: Auge in Auge mit Snowden. Kommentar von Walter Bau

Wenn der NSA-Untersuchungsausschuss wirklich Licht
bringen will in das Dunkel, in dem der US-Geheimdienst seine
Schnüffelarbeit betreibt, dann muss er den abtrünnigen NSA-Mann
Edward Snowden anhören – und zwar in Berlin, Auge in Auge. Wie sonst
soll man seine Aussagen einschätzen und werten? Eine Videoübertragung
kann die direkte Befragung in solch einem Fall nicht ersetzen. Ist
man hingegen der Meinung, aus politischen Gründen, also aus Rücksicht
auf den Partner USA, dem in Russland untergetauchten „Landesverräter“
Snowden keine Bühne bieten zu dürfen, dann soll man das so sagen –
und nicht ein seltsames rechtliches Gutachten vorschieben. In dem
Fall allerdings kann der Ausschuss gleich einpacken; denn wer soll
die Hintergründe zu den Spähattacken liefern, wenn nicht Snowden? Wie
es scheint, ist der Ausschuss schon gescheitert, bevor er richtig in
Gang gekommen ist.

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