Die Antidoping-Aktivistin Ines Geipel hat den
Entwurf für ein Antidoping-Gesetz kritisiert, der an diesem Mittwoch
von Innenminister Thomas de Maizière und Justizminister Heiko Maas
vorgestellt wird. Die Sportler allein zu bestrafen, bringe gar
nichts, sagte Geipel im Interview mit der Tageszeitung „neues
deutschland“ (Mittwochausgabe). Wenn nicht auch die Sportfunktionäre
einbezogen werden, „die diesen Sport protegieren und die Athleten ins
Messer laufen lassen“, organisiere man nicht mehr als eine
Schwarze-Schafe-Diskussion, erklärte die Vorsitzende der
Doping-Opfer-Hilfe. Auch die politische Spitze sollte nach Ansicht
Geipels von dem Gesetz erfasst werden. „Wir kennen all die Bilder der
jubelnden Angela Merkel, des jubelnden Joachim Gauck. Warum sollen
die nicht ins Gefängnis? Wir bedienen uns doch alle dieses Sports.
Wir jubeln, wenn wir Weltmeister werden. Aber wenn die Kameras aus
sind, dann sieht man nicht mehr, wie die Fußballer zusammenfallen.“
Deutschland brauche „eine andere Idee des Sports“, so Geipel, die bis
1985 Leichtathletin beim SC Motor Jena war und in ihrer aktiven Zeit
unwissentlich gedopt wurde. „Es braucht eine Grundsatzdiskussion über
den Sinn und Unsinn des deutschen Sports. Wir können nicht so
weitermachen wie nach 1989.“ Man müsse die Diskussion viel breiter
führen und „ins Bewusstsein rücken, dass neben die jubelnde Frau
Merkel auch das Bild des toten Gewichthebers Gerd Bonk gehört“. Bonk,
der aus Karl-Marx-Stadt stammte, war nach dem Ende seiner
Sportkariere jahrzehntelang schwer krank und starb vor wenigen Wochen
im Alter von 63 Jahren.
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