Lausitzer Rundschau: Datenschutz aus der Steinzeit – Zur Videoüberwachung in Bus und Bahn

Deutschland ist eine Großmacht in puncto
Datenschutz. Das kann man gut finden, weil es einen überragenden
Schutz der individuellen Selbstbestimmtheit suggeriert. Manchmal sind
es aber auch nur Reflexe, die Datenschützer antreiben. Reflexe aus
der digitalen Steinzeit, als es noch kein öffentliches Internet gab
und Orwells Klassiker 1984 als düstere Realität wahrgenommen wurde.
Privat wird heute anders interpretiert als vorvorgestern. Heute geben
viele Menschen ganz freiwillig persönliche Daten von sich aus preis.
Sie lassen erkennen, womit sie sich waschen oder was sie essen.
Deshalb gibt es keinen wirklich guten Grund, vor einer
flächendeckenden Video-Überwachung in Bussen und Straßenbahnen zu
erschrecken. Die Verkehrsminister der Länder wollen hier alsbald
rechtliche Klarheit haben. In der Abwägung von vermeintlicher
Überwachung und Sicherheit geht in diesem Fall Letzteres vor.
Relevant sind solche Aufnahmen nur im Fall einer Straftat. Ansonsten
sind die Fotos für den Staat so interessant wie eine abgelichtete
Mahlzeit.

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