NOZ: NOZ: Tierwohllabel: Geflügelhalter fordern Geld von der Bundesregierung

Präsident Ripke fordert Förderprogramm – Warnung
vor zu hohen Anforderungen

Osnabrück.- Die deutschen Geflügelhalter fordern staatliche
Unterstützung für mehr Tierwohl in Ställen. Im Vorfeld des
Bauerntages in Wiesbaden sagte Verbandspräsident Friedrich-Otto Ripke
der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Montag): „Wir sind bereit, viel für
den Erfolg des staatlichen Tierwohllabels zu tun und so für eine
echte Breitenwirkung beim Tierwohl zu sorgen. Es muss aber auch
sichergestellt sein, dass die Landwirte nicht auf den Mehrkosten für
bessere Haltung in Ställen sitzen bleiben.“ Erfahrungen mit
bisherigen Kennzeichnungen hätten gezeigt, dass eine Entlohnung für
den Mehraufwand allein an der Ladenkasse nicht funktioniere. „Das
muss Bundesministerin Klöckner zur Kenntnis nehmen“, forderte Ripke.
Er schlug ein bundesweites Förderprogramm für Tierhalter vor oder
alternativ eine Tierwohlprämie, die auch EU-Mittel nutzt.

Ripke warnte zudem davor, in der Einstiegsstufe des staatlichen
Labels zu hohe Anforderungen an die Tierhaltung zu stellen. Die
Bundesregierung muss sich nach Aussage des Verbandspräsidenten an den
Kriterien der bestehenden Brancheninitiative Tierwohl Geflügel (ITW)
orientieren. 70 Prozent der deutschen Hähnchen- und Putenhalter seien
hier beteiligt. Sie bieten dem Geflügel unter anderem mehr Platz im
Stall, als es der gesetzliche Mindeststandard fordert: Die sogenannte
Besatzdichte in den Betrieben liegt bei 35 statt 39 Kilogramm pro
Quadratmeter. Ripke sagte: „Fordert die Bundesregierung zu viel, dann
hat das katastrophale Auswirkungen für die heimische Produktion. Das
wäre ein staatlicher Aufruf zum Import von Geflügelfleisch.“

Agrarministerin Julia Klöckner (CDU) hatte zuletzt gesagt, dass
die Anforderungen in der ersten Stufe des Labels über die
ITW-Kriterien hinausgehen müssten. Der Gesetzentwurf für das
staatliche Label befindet sich noch bis Mitte Juli in der Ressort-
und Verbandsabstimmung. Haltungsbedingungen werden in dem Entwurf
noch nicht definiert. Kritisiert wird auch die Freiwilligkeit der
Kennzeichnung. Friedrich Ostendorff, agrarpolitischer Sprecher der
Grünen im Bundestag, sagte der „NOZ“: „Mit einem freiwilligen Label
geht es den allermeisten Tieren keinen Deut besser. Tierwohl bei
Klöckner heißt weiterhin Betonböden, keine frische Luft und
drangvolle Enge.“ Geflügelwirtschafts-Präsident Ripke macht sich
ebenfalls für eine verpflichtende Kennzeichnung stark. „Auch wenn
zunächst ein freiwilliges Label an den Start geht, muss ein
Pflichtlabel das Ziel bleiben. Langfristig kann nur ein Pflichtlabel
einen weiteren Marktvorteil für Ware aus Ländern mit niedrigeren
Erzeugungsstandards unterbinden.“

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