Rheinische Post: Kommentar / Daimlers Hochmut = Von Antje Höning

Hochmut kommt vor dem Fall. Diese alte
Erfahrung könnte nun auch Daimler-Chef Dieter Zetsche machen. Was
hatte er sich über den Konkurrenten Volkswagen erhoben, als der
Diesel-Skandal ins Rollen kam. Pfuschen, aber doch nicht in
Stuttgart! Nun steht Daimler selbst im Kreuzfeuer der Kritik. Das
Kraftfahrtbundesamt, bislang nicht wegen überbordenden
Aufklärungseifers bekannt, prüft offenbar, ob Daimler bei bis zu
einer Million Diesel Schummel-Software eingesetzt hat. Und während
Konzerne und Behörden weiter um die Frage ringen, welche
Abschalt-Einrichtungen illegal sind und welche Nachrüstung die
Industrie bezahlen muss, schaffen die Verbraucher Fakten. Aus Sorge
vor drohenden Fahrverboten verzichten viele Neuwagen-Käufer auf einen
Diesel. Was der Staat Jahre lang nicht geschafft hat, weil er sich
mit der mächtigen Autoindustrie nicht anlegen wollte, schaffen nun
die Konsumenten: Sie zwingen Daimler und Co., saubere Diesel oder
gleich die Autos von morgen zu bauen. Das ist Marktwirtschaft – und
sie wird Zetsche Demut lehren.

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