FZ: Ziemlich schlechteste Freunde Kommentar der Fuldaer Zeitung (Montagausgabe) zum G7-Gipfel:

Das Ende der westlichen Welt, wie wir sie seit dem
Ende des Zweiten Weltkriegs kennen, scheint endgültig besiegelt. Ein
geschichtsvergessener, rabiater Immobilienhändler, der – mit wessen
Hilfe auch immer – US-Präsident wurde, hat nach dem G7-Treffen den
wichtigsten Verbündeten die Freundschaft gekündigt. Mit einer
emotionalen Twitter-Botschaft hat Donald Trump nach zwei Tagen Gipfel
und 40 Stunden harten Ringens, geprägt vom guten Willen der Europäer
und Kanadier, die seine egomanischen Monologe ergeben ertrugen, den
bereits akzeptierten Minimalkompromiss abgelehnt. Nur ein
„Twitter-Schiss“, wie Zyniker die beleidigte Reaktion Trumps nennen?
Wäre die Situation nicht so ernst, so könnte man über eine Komödie
unter dem Titel „Ziemlich schlechteste Freunde“ nachdenken. Aber
Lachen ist bei den irrationalen Aktionen des Mannes mit der goldenen
Tolle schon lange nicht mehr angesagt, der sich in La Malbaie noch
seiner Freundschaft zu Angela, Emmanuel und Justin rühmte. Donald
Trump demonstriert, dass ein – freundlich formuliert – höchst
unvollkommener Mensch die mühsam erkämpfte Weltordnung in wenigen
Monaten destabilisieren kann, indem er alle gewachsenen Verbindungen
mit ein paar Fingertipps kappt. Da bleibt nur die Furcht vor der
ungewissen Zukunft. Als nächstes dürfte es die deutsche Autoindustrie
treffen, die mit Strafzöllen der USA belegt wird. Ein Klacks, wenn
man die jüngste Hinwendung des verrückten Amerikaners zu Russlands
Zaren Wladimir Putin und dem kleinen „Raketenmann“ Kim Jong Un sieht,
den er in Singapur treffen will. Da bahnen sich Allianzen an, die zum
Autokraten-Taumel passen, der die Welt erfasst zu haben scheint.
Werden die Demokratien zwischen der Sehnsucht nach „starken Männern“
und der Aufgabe der diplomatischen Contenance zerrieben? Betrachtet
man Trumps Gehabe, dann könnte das durchaus geschehen. Die Konsequenz
sind nicht nur Autokratien und Diktaturen, sondern auch Kriege und
der Verzicht auf die ökologische Rettung der Welt. Die USA unter
einem Präsidenten Donald Trump kann Europa als zuverlässigen
Verbündeten jedenfalls abschreiben, wirtschaftlich wie geopolitisch.
Neue Verbündete und ein einiges Europa könnten ein Gleichgewicht
schaffen, das Katastrophen verhindert. China winkt bereits als
potenzieller Partner, wäre aber mit dem ebenso zielbewussten wie
machthungrigen Xi Jinping ein unabschätzbares Risiko. Die EU geeint?
Da spricht zurzeit fast alles dagegen, die mangelnde Bereitschaft,
das Flüchtlingsproblem gemeinsam zu bewältigen, die Missachtung von
EU-Werten durch Oststaaten und die Gegensätze zwischen den schönen
Visionen Macrons und der rationalen Politik Merkels. Vielleicht
sollten wir es mit dem römischen Kaiser Nero halten, der angesichts
von Rom in Flammen sagte: „Meine Stadt brennt. Reicht mir ein
Tränendöschen!“

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Fuldaer Zeitung
Volker Feuerstein
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