Kölnische Rundschau: Woelki warnt vor „Obergrenze durch die Hintertür“ Kölner Erzbischof übt scharfe Kritik am Kompromiss über Familiennachzug

Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki
hat scharfe Kritik am schwarz-roten Kompromiss über den
Familiennachzug bei Flüchtlingen geübt. Die Einigung von Union und
SPD sei aus christlicher Sicht ein „Skandal“, sagte Woelki der
Kölnischen/Bonner Rundschau (Freitagausgabe): „Es darf nicht durch
die Hintertür zu einer Obergrenze für die Aufnahme von Flüchtlingen
aus humanitären Gründen kommen.“ Der Kompromiss, durch den der
Familiennachzug zunächst ausgesetzt und dann auf 1000 Fälle im Monat
begrenzt werden soll, trage zu „menschlichem Elend“ bei, betonte
Woelki: „Ich finde es nicht haltbar und nicht tragbar, dass wir auf
der einen Seite in der Verfassung den Schutz von Ehe und Familie
verankert haben und dann solche Lösungen gefunden werden.“ Auf die
Frage der Zeitung, ob die Unionsparteien lieber auf das C wie
christlich verzichten sollten, antwortete der Erzbischof: „Das habe
ich nicht zu beantworten, das muss so eine Partei schon selbst tun.
Aber sie muss sich an dem messen lassen, was die Botschaft des
Evangeliums ist.“

Ausdrücklich bestritt Woelki, dass Deutschland die Grenzen seiner
Aufnahmefähigkeit erreicht habe: „Wir sind keineswegs an unser Limit
gegangen und kommen auch nicht dorthin.“ Er kritisierte
„Abschottungspolitik“ und forderte ein Einwanderungsgesetz. Der
Vorwurf, christliche Vertreter hielten zu politische Predigten, ist
für Woelki nicht nachvollziehbar. Die Kirche lasse sich nicht in eine
„Sakristeiexistenz“ zurückdrängen: „Wo die Würde des Menschen in
Gefahr ist, haben wir das anzusprechen.“Natürlich stelle die
bischöfliche Organisation Esperanza ehemalige Mitarbeiterinnen der
privaten Beratungsorganisation Donum Vitae ein, „wenn sie aus
Überzeugung nicht mehr im staatlichen System mitarbeiten wollen“,
erklärte Woelki. Donum Vitae stellt anders als So dürften Christen
auch in der Frage der Abtreibung „keine Ruhe geben“ und nicht
zulassen, dass die Tötung ungeborener Kinder als Ausdruck einer
liberalen Gesellschaftsordnung gelte. Esperanza Beratungsscheine aus.

Woelki äußerte sich auch über das Papst-Schreiben „Amoris
laetitia“ zu Ehe und Familie. Zu dem Schreiben habe es
unterschiedliche Aussagen von Bischofskonferenzen gegeben. „Aber ich
finde das Schreiben eindeutig und klar.“ Der Papst rufe dazu auf, im
geistlichen Gespräch den Einzelfall anzuschauen und eine
Gewissensentscheidung zu treffen. Woelkis Vorgänger Joachim Kardinal
Meisner hatte nach dem Schreiben gemeinsam mit drei anderen
Kardinälen große Bedenken geäußert. Auf die Frage, ob er mit seinem
verstorbenen Vorgänger darüber gesprochen habe, sagte Woelki: „Das
haben wir nie getan.“

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