neues deutschland: Kommentar zu Sanktionen für Hartz-IV-Bezieher: Gekürzt wird ohne Moral

Fragt man ein beliebiges fünfjähriges Kind, würde
es sicher sagen, dass man Menschen, die fast nichts haben, nicht auch
noch etwas wegnehmen darf. Doch was für den moralischen Kompass eines
Kindes unvorstellbar ist, wird von der herrschenden Politik dieses
Landes regelmäßig in Gesetzesform gegossen. So stellen die jeweiligen
Regierungsparteien seit der Schröder/Fischer-Ära nicht ernsthaft in
Frage, dass Hartz-IV-Beziehern, die von einem Regelsatz in Höhe des
Existenzminimums leben müssen, dieses Geld auch noch gekürzt werden
kann. Um bis zu 100 Prozent.

Menschen also, die gerade einmal so viel bekommen, wie sie
unbedingt zum Überleben brauchen, bekommen als Strafe noch weniger.
Und wir reden hier nicht von höchstens erzieherisch fragwürdigen
Taschengeldkürzungen, sondern von Menschen, denen Geld für Essen und
Trinken, Strom, warme Kleidung oder Busfahrkarten fehlt. Familien mit
Kindern müssen sehen, wie sie den dunklen Winter überstehen.

Teilweise können die Betreffenden gar nicht so schnell gucken, wie
ihnen das Geld genommen wird: Einen Termin verpasst, nach der
Krankheit nicht sofort zurückgemeldet, zu wenige Bewerbungen
geschrieben … Zweite Chancen gibt es für Leistungsbezieher selten –
weder auf dem Arbeitsmarkt noch beim Jobcenter. Im September stiegen
die Sanktionen sogar so stark wie nie. Und da Kinder hierzulande
nicht viel zu entscheiden haben, wird sich diese schreiende
Ungerechtigkeit wohl auch nicht so bald ändern.

Pressekontakt:
neues deutschland
Redaktion

Telefon: 030/2978-1722

Original-Content von: neues deutschland, übermittelt durch news aktuell