stern: Präsidialamt kannte Vorwürfe gegen Glaeseker bereits im August 2010

Neue Ungereimtheiten betreffend seinen ehemaligen
Sprecher könnten auch Bundespräsident Christian Wulff in
Erklärungsnot bringen. Wie das Hamburger Magazin stern in seiner
neuen, am Donnerstag erscheinenden Ausgabe berichtet, erreichten
Vorwürfe gegen den damaligen Sprecher Olaf Glaeseker bereits Ende
August 2010 das Bundespräsidialamt. Damals hatte ein Redakteur der
„Süddeutschen Zeitung“ angefragt, ob es zutreffe, dass der
Eventmanager Manfred Schmidt Glaeseker wiederholt kostenlose
Urlaubsaufenthalte ermöglicht habe. Nach stern-Informationen
bestätigte der Wulff-Sprecher damals gegenüber der „Süddeutschen“
solche Besuche, stellte sie aber als rein privat dar.

Am 29. August 2010 verfasste Glaeseker dazu auch eine
„Sachverhaltsdarstellung“ für den Leiter des Präsidialamtes, Lothar
Hagebölling. Auch hier bestätigte Glaeseker die Urlaubseinladungen
und stellte seine Beziehung zu Manfred Schmidt ebenfalls als rein
privat dar. Nach Recherchen des stern wusste Hagebölling damals
jedoch, dass Glaeseker auch dienstlich intensiv mit dem von Schmidt
organisierten „Nord-Süd-Dialog“ befasst war. So hatte sich Glaeseker
in einem Konflikt zwischen Schmidt und dem Flughafen Hannover, der
Ende 2009 für das Event ein Terminal an Schmidt vermietete, an
Hagebölling gewandt. Der war damals Leiter der niedersächsischen
Staatskanzlei, Glaeseker amtierte als Sprecher des damaligen
Ministerpräsidenten Wulff.

Die Flughafengesellschaft hatte Schmidt damals nach dem stern
vorliegenden Unterlagen mit angeblich überhöhten Geldforderungen
verärgert. In einem Schreiben von Glaeseker an Hagebölling vom 24.
November 2009 setzte sich Wulffs Sprecher darauf für Schmidt ein. Die
„finanziellen Forderungen“ des Airport-Betreibers könne und werde der
Eventmanager „so nicht akzeptieren“, schrieb Glaeseker. Er und
Hagebölling begaben sich daraufhin gemeinsam zu einem
„Vor-Ort-Erörterungstermin“ bei der Flughafengesellschaft. Das
bestätigte die Staatskanzlei in Hannover dem stern. Die
Flughafen-Verantwortlichen hätten sowohl Glaeseker und Hagebölling
„umfassend überzeugt“.

Der Bundespräsident ließ Fragen des stern unbeantwortet, ob und
wie er und Hagebölling Ende August 2010 von der Anfrage der
„Süddeutschen Zeitung“ erfuhren und wie sie darauf reagierten.

Pressekontakt:
stern-Reporter
Hans-Martin Tillack
Telefon 030-20224-0

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