Spektakuläre Pleite bei der Terrorbekämpfung: Der
ehemalige Leibwächter von Osama Bin Laden, den die Zeitungen der
WAZ-Gruppe vor zwei Wochen in Bochum enttarnte, bemüht sich seit
Monaten um eine eigene Moschee in der Stadt. Verfassungsschutz und
Landeskriminalamt, die Sami A. nach eigenem Bekunden „im Visier“
haben, wussten nichts davon. Das berichten die WAZ-Zeitungen
(Samstagausgabe). Erst der Hinweis einer Bürgerin weckte die
Sicherheitsbehörden auf. Innenminister Ralf Jäger (SPD) beantwortete
gestern keine Frage zu dem Fall.
Nach Recherchen der WAZ fühlte der als gefährlicher Dschihadist
geltende Sami A. bereits im März für die Moschee vor. Sie liegt an
der Eugenstraße, unweit der Jahrhunderthalle in Bochum. Die Stadt
bestätigte gestern einen Antrag auf Nutzungsänderung: Ein ehemaliges
Nagelstudio soll zur Gebetsstätte umgebaut werden. Nach Angaben aus
Sicherheitskreisen tritt Sami A. dabei offiziell nicht auf. Er
schicke einen Strohmann vor.
Obwohl der Antrag noch nicht beschieden ist, läuft der
Gebetsbetrieb bereits seit Wochen. Offenbar mit großer Resonanz:
Ermittler und Bürger wollen bereits Vertreter aus dem Umfeld der
Solinger Salafisten-Szene vor Ort gesehen haben. Die Bochumer Polizei
habe „seit Anfang August“ Hinweise, dass an der Eugenstraße „eine
religiöse Einrichtung respektive eine Begegnungsstätte geschaffen
wurde“, bestätigte gestern ein Sprecher. Dies sei auch „unverzüglich
anderen Sicherheitsbehörden und Aufsichtsbehörden mitgeteilt worden“.
Statt des Verfassungsschutzes hatten Bochumer Bürger Verdacht
geschöpft. Als immer mehr Muslime in der Eugenstraße auftauchten,
informierte eine Anwohnerin die Stadt. Seitdem hat nach Informationen
der WAZ auch der Verfassungsschutz die Moschee im Blick.
Erst kürzlich hatte Minister Jäger vollen Einsatz gegen die
Islamisten-Szene zugesagt. Er hatte „ideologische Brandstifter wie
Sami A.“ gegeißelt und versichert, man werde alles dafür tun, um
dessen „Aktivitäten soweit wie möglich einzuschränken“.
NRW-Verfassungsschutzchef Burkhard Freier hatte versprochen, „die
umfassenden Möglichkeiten des Verfassungsschutzes“ zu nutzen.
Laut Bundesanwaltschaft soll Sami A. zwei Angeklagte der
mutmaßlichen Düsseldorfer El-Kaida-Zelle maßgeblich radikalisiert
haben: den 21-jährigen Amid C. aus Bochum und den 28-jährigen Halil
S. aus Gelsenkirchen. Beide stehen unter Terrorverdacht vor Gericht.
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