WAZ: Die Gefahr der Salafisten. Kommentar von Walter Bau

Als sie in den Fußgängerzonen Korane verteilten,
wurden sie von manchen noch belächelt – doch spätestens am Wochenende
in Bonn zeigte sich, dass hinter der Fassade der Salafisten
hierzulande mehr steckt als religiöser Fundamentalismus. Zumindest
einem harten Kern geht es um bloße Gewalt. Wer mit Messern,
Steinschleudern und Schlagstöcken zu einer „Demonstration“ anrückt,
der hat weder Politik noch die Meinungsfreiheit im Sinn. Die Angriffe
auf Polizisten, die sich zu einem wahren Straßenkampf auswuchsen,
sind auch ein Alarmzeichen für die Sicherheitsbehörden, die Gefahr,
die von den Salafisten ausgeht, ernst zu nehmen. Daran ändert auch
nichts, dass die Salafisten von der rechtsextremen „Pro
NRW“-Gruppierung gezielt provoziert wurden. Auch die Rechten, die
lange Zeit im Gewand der vermeintlich harmlosen Biedermänner
daherkamen, haben sich spätestens in Bonn selbst demaskiert. Ihre
Fremdenfeindlichkeit ist ebenso plump wie widerwärtig. Nun muss es
darum gehen zu verhindern, dass die Auseinandersetzungen zwischen den
Salafisten und den Rechtsextremen eskalieren – Bonn war ja nicht der
erste Gewaltausbruch. Denn wohin es führen kann, wenn wirre
Überzeugungstäter unterschätzt werden, hat der Fall der Neonazi-Zelle
von Zwickau gezeigt.

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