WAZ: Gefahren drohen auch von innen – Kommentar von Frank Preuß zum Wehrhahn-Anschlag

Es war eine große, offene Wunde, und gestern ist sie
geschlossen worden. Gestern, als niemand mehr damit rechnen konnte.
Der Anschlag am Düsseldorfer S-Bahnhof Wehrhahn hatte im Juli 2000
Schockwellen im Land ausgelöst, weil sofort fremdenfeindliche Motive
vermutet wurden – die schwerverletzten Opfer waren Ausländer, unter
ihnen sechs Juden. Der damalige Kanzler Gerhard Schröder rief nach
dem Brandanschlag auf eine Düsseldorfer Synagoge wenig später zum
„Aufstand der Anständigen“ auf.

Fast 17 Jahre hat es gedauert, bis aus dem Verdacht Gewissheit
wurde. Dank beharrlicher Polizeiarbeit. Respekt vor den Ermittlern,
selbst wenn sie zu guter Letzt vom Glück begünstigt wurden. Die Opfer
werden es ihnen danken. Wer nicht erfährt, wer am eigenen Unglück
Schuld trägt, leidet doppelt.

Rechtsradikale Gewalttaten schärfen in Zeiten des Terrors die
Sinne dafür, dass Gefahren nie nur von außen drohen. Und dass es
nicht einmal geordneter Strukturen im Hintergrund bedarf. Der
Bombenleger von Düsseldorf war nach jetzigen Erkenntnissen ein
Einzelgänger. Und die Stimmung vor 17 Jahren deutlich entspannter als
heute.

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