Selten ist ein Reformprojekt von den Experten derart
gründlich zerpflückt worden wie das Inklusionsgesetz der
Landesregierung. Für die Umsetzung des gemeinsamen Lernens von
behinderten und nicht behinderten Kindern fehlen fast alle
Voraussetzungen: Geld, Förderlehrer, systematische Fortbildung und
Regeln, wer den individuellen Förderbedarf festlegen soll. Auch die
zentrale Frage ist ungeklärt: Kann der behinderte Schüler in der
Regelschule wirklich immer besser gefördert werden? Weder gibt es
eine Garantie für die Doppelbesetzung mit Lehrern in einer Klasse,
noch stehen genügend Sonderpädagogen bereit. Als Experiment am
Schüler eignet sich die Inklusion aber nicht. Ministerin Löhrmanns
Konzept ist unausgereift und rechtlich riskant. Schon drohen die
Städte mit einer Klage, falls sich das Land nicht stärker an den
Kosten beteiligt: Barrierefreiheit kostet Geld. Auf keinen Fall
eignet sich das gemeinsame Lernen für parteipolitische Alleingänge.
Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 – 804 6519
zentralredaktion@waz.de