WAZ: Unattraktive Pflege – Kommentar von Daniel Freudenreich

Da wächst die Pflegebranche im Ruhrgebiet immens, es
gäbe Arbeit für viele Menschen – und nur wenige wollen sie machen.
Muss uns das wundern? Keine Spur! Arbeitsministerin von der Leyens
Klage über den Personalmangel belegt eben zum gefühlten
dreimillionsten Mal, wie unattraktiv der Pflegeberuf heute ist. Sie
macht es sich allerdings etwas leicht, wenn sie sagt, dass die
Einrichtungen stärker ausbilden sollen. Diese müssen erst einmal
Azubis finden. Völlig Recht hat die Ministerin mit ihrer Forderung
nach höheren Löhnen. Pflegekräfte leisten schwere körperliche Arbeit,
und die gehört – jenseits eines Mindestlohnes – angemessen vergütet.
Das allein wird den Notstand freilich nicht beheben. Auch
Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen müssen sich verbessern. Heute ist
der Dokumentationsaufwand für jeden Handgriff viel zu hoch, um nur
ein Beispiel zu nennen. Die Koalition will mit der Pflegereform die
Bedingungen für Pflegekräfte verbessern. Das geht im Dauerstreit über
die Finanzierung unter, dabei ist es ebenso bedeutend. Auch deshalb
ist es Zeit, dass der Koalitionsgipfel am Sonntag endlich zu einem
tragfähigen Ergebnis für die überfällige Reform kommt.

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