WAZ: Wieder ein Versagen – Kommentar von Matthias Korfmann zum Fall Amri

Transparenz verspricht NRW-Innenminister Herbert
Reul im Fall Amri. Das ist gut und angesichts der nun bekannt
gewordenen Panne für ihn auch recht einfach. Der Vorgang fällt ja in
die Amtszeit seines Vorgängers.

Die lange unentdeckt gebliebenen Fotos sind nicht der größte
Skandal im Zusammenhang mit dem Berlin-Attentäter. Verheerende Fehler
bei der Überwachung des Gefährders, Behörden, die aneinander vorbei
arbeiteten, das Scheitern der Abschiebung wiegen schwerer. Für einen
Haftbefehl hätten die Fotos, die Amri mit Waffen zeigen, nicht
gereicht, heißt es.

Dennoch ist diese neue Panne bezeichnend für die
Oberflächlichkeit, mit der die Sicherheitsbehörden im Fall Amri
auffallen. Wie kann es sein, dass diese Bilder fast ein Jahr nach dem
Anschlag auftauchen? Warum ist das Material auf Amris Handy nicht
direkt nach dem Anschlag noch einmal überprüft worden? Immerhin drei
Kriminalbehörden hatten die Fotos. Warum verlässt man sich bei der
Auswertung von Daten auf ein automatisches Filterprogramm?

Der Eindruck, dass eben nicht alles Mögliche getan wurde, um die
Gefahr, die von Amri ausging, zu bannen, verstärkt sich immer mehr.

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