Westfalenpost: Die Klage der Kirche / Kommentar von Wilfried Goebels zu den Nöten konfessioneller Kindergärten

Kirchenaustritte, sinkende Steuereinnahmen,
steigende Ausgaben – das Wehklagen über die leeren Kassen der Kirchen
ist verständlich. Dass Kirchengemeinden in dieser Notlage den höheren
Eigenanteil als „reiche“ Träger kritisieren, lässt sich
nachvollziehen. Doch auch Land und Kommunen können kein Geld drucken.
Die Verdopplung der Kita-Mittel auf jährlich zwei Milliarden Euro ist
ein gewaltiger Kraftakt. Fast jeder zweite Kindergarten in NRW hat
einen kirchlichen Träger. Damit leisten Kirchen einen erheblichen
Beitrag. Wenn kleine Träger aber an finanzielle Grenzen stoßen,
wächst das Risiko der Kommunen, dass sie den Rechtsanspruch der
Eltern auf einen Kitaplatz allein schultern müssen. Das Land hingegen
stünde nach dem Prinzip „Wer bestellt, bezahlt“ in der Pflicht,
finanzielle Ausfälle der Kommunen bei einer Senkung des Trägeranteils
der Kirchen selbst zu tragen. Es ist höchste Zeit, dass die
Landesregierung die Träger an einen Tisch holt, um den Dialog der
Vernünftigen wieder anzukurbeln. Dabei darf für eine Übergangszeit
auch die Frage von Standards in Kitas nicht tabuisiert werden, um
kleine Träger nicht zu überfordern. Nicht jede Kirchengemeinde, die
es nicht mehr schafft, findet eine Elterninitiative, die als Träger
einspringt. Ein Ausstieg der Kirchen wäre deshalb ein Debakel.

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