Mag sein, dass es mal eine gute Idee der SPD war,
mit der Kür ihres Kanzlerkandidaten bis nach der Niedersachsen-Wahl
Ende Januar 2013 zu warten. Geduld führt ja manchmal auch zu guten
Resultaten. Doch die Zeiten ändern sich, und die Wähler mögen keine
Ungewissheit. Das belegen die aktuellen Umfragewerte: Die
Sozialdemokraten fallen zurück, auch weil ihnen ein schlagkräftiges
Gegenstück zu einer handlungsstark erscheinenden Angela Merkel fehlt.
Der Zeitdruck auf Gabriel, Steinbrück und Steinmeier wächst, denn die
K-Frage lähmt zunehmend die Entscheidungskompetenz der Partei; das
Tagesgeschäft leidet, weil die Personaldebatte Kräfte bindet. Auch
Spekulationen kosten Energie – und sei es nur deshalb, weil sie
ständig dementiert werden müssen. Warum also das Gehampel? Ob das
Trio, das in der Öffentlichkeit gern Geschlossenheit demonstriert,
doch zerstrittener ist, als es bisher den Anschein hatte? Vielleicht
hält sich Sigmar Gabriel nach wie vor für den besten Kandidaten und
hat immer noch nicht eingesehen, dass die Wähler in diesem Punkt
anderer Meinung sein könnten. Viel Zeit zur Einsicht bliebe ihm nicht
mehr. Mehr Klarheit würde der SPD gut tun.
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