NOZ: Gespräch mit Theodor Mantel, Präsident der Bundestierärztekammer

Veterinäre: Impfungen statt Massentötungen von
Tierbeständen

Tierärztekammer fordert Umschwenken der Politik – „Wir haben nicht
Tiermedizin studiert, um massenhaft Tiere zu töten“

Osnabrück. Angesichts des Auftretens der Vogelgrippe in der
Geflügelhochburg Niedersachsen fordert die Bundestierärztekammer ein
Umschwenken der Politik bei der Seuchenbekämpfung: weg vom Keulen
ganzer Tierbestände hin zu vorbeugenden Impfungen. In einem Gespräch
mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Freitag) sagte Kammerpräsident
Theodor Mantel: „Das massenhafte Töten von Tieren ist ethisch
fragwürdig und darf nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Davon
müssen wir weg.“ Das EU-Recht zur Tiergesundheit müsse entsprechend
geändert werden, da hier das Keulen als Bekämpfungsmaßnahmen von
Seuchen noch Vorrang habe.

Im Fall der Vogelgrippe räumte Mantel zwar ein, dass es derzeit
weder rechtlich noch medizinisch mangels Impfstoff eine Alternative
zur Massentötung von betroffenen Beständen gebe. „Da haben wir leider
überhaupt keinen Spielraum.“ Die Politik müsse allerdings die
rechtlichen Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass es sich für die
Industrie lohne, an Impfstoffen gegen die Geflügelpest zu forschen.

Als Beispiel nannte er die Maul- und Klauenseuche bei Rindern und
Schweinen. Hier seien Impfstoffe vorhanden, kämen im Ernstfall aber
nicht zum Einsatz, weil das Keulen von Beständen vorgeschrieben sei.
„Das ist für Veterinäre eine deprimierende Situation. Wir haben nicht
Tiermedizin studiert, um massenhaft Tiere zu töten.“

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