Ohne die Krise der SPD gäbe es heute keine
Linksfraktion im Bundestag. Doch das Potenzial für große
Wählerwanderungen von den Sozialdemokraten zur linken
Konkurrenzpartei scheint unter den gegebenen Umständen erschöpft zu
sein. Die LINKE stagniert oder wächst auf niedrigem Niveau, obwohl
sich nach aktuellen Umfragen immer mehr Menschen von der SPD abwenden
wollen. Stattdessen profitiert die AfD von der aktuellen Entwicklung.
Die rechte Partei ist zur neuen Heimat für Protestwähler geworden.
Die LINKE gilt für diese Menschen hingegen als etablierte Kraft, die
in Ostdeutschland Landräte, Bürgermeister, Minister und einen
Regierungschef stellt. Zudem wirkte die Linkspartei im
Bundestagswahlkampf wie eine Koalitionspartei im Wartestand. Das
Werben der Parteiführung für Rot-Rot-Grün ließ keine andere
Interpretationsmöglichkeit offen. Schwierig zu beantworten ist aber
die Frage, was daraus folgen soll. Die Vorstellung, dass ehemalige
SPD-Wähler scharenweise zur LINKEN anstatt zur AfD wechseln, wenn man
auf eine klassenkämpferische Rhetorik setzt, ist naiv. Denn nicht nur
Teile des Prekariats, sondern auch viele Angehörige der Mittelschicht
begeistern sich für die rechte Partei. Was den Großteil von ihnen
zusammenhält, ist der Hass gegen alles Fremde oder zumindest das
diffuse Gefühl, dass Ausländer an allem Schuld seien. Hier ist kein
Werben, sondern Widerspruch notwendig. Sonst macht man sich
mitschuldig am Rechtsruck hierzulande.
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