Neues Deutschland: Steigende statt sinkende Kinderarmut: Verfestigt

Anfrage an Sender Jerewan: »Stimmt es, dass der
Anteil der armen Kinder in Deutschland zurückgegangen ist?« Antwort
Sender Jerewan: »Im Prinzip ja. Der Anteil ist zwar gleich geblieben,
doch die Zahl der Kinder im Hartz-IV-Bezug ist rückläufig, weil die
Deutschen deutlich weniger Kinder kriegen.« So oder so ähnlich könnte
man den Witz nacherzählen, der in der gestern verbreiteten
Jubelmeldung steckt. Da feierte eine große Tageszeitung den massiven
Rückgang der Kinderarmut. Doch das Zahlenmaterial der Bundesagentur
für Arbeit, auf das sich die Zeitung beruft, bietet eigentlich wenig
Anlass für Optimismus. Im Gegenteil: Die Zahlen zeigen, dass sich die
Armut in Deutschland weiter verfestigt. Der Anteil der Kleinsten im
Hartz-IV-Bezug blieb über über sechs Jahre konstant. Zudem offenbart
die BA, dass sie bei der Vermittlung von Alleinerziehenden in den
ersten Arbeitsmarkt nicht vorankommt. So bleibt das Kinderkriegen
hierzulande mit einem erheblichen Armutsrisiko verbunden.
Letztendlich erweist sich, dass das Problem der Armutsverfestigung
größer ist, als gemeinhin angenommen wird. Konjunkturzyklen hatten
kaum Auswirkungen auf die Kinderarmut – weder positive noch negative.
Selbst das Wirtschaftswachstum der letzten beiden Jahre ließ den
Anteil der betroffenen Kinder nicht sinken. Niedriglöhner,
Hartz-IV-Bezieher oder Alleinerziehende: Die Milieus, in denen die
Kinder aufwachsen, profitieren nicht von Aufschwüngen. Leistung lohnt
sich nicht. Diese Botschaft ist es, die man den Kindern so mit auf
den Weg gibt.

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