WAZ: Keine Eile beim Sterbehilfegesetz – Kommentar von Miguel Sanches

Man sagt, das Bessere sei der Feind des Guten. Kaum
will Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger die
gewerbsmäßige Sterbehilfe unter Strafe stellen, da dämmert der CDU
kurz vor der Verabschiedung des Gesetzes im Bundestag, dass es
lediglich eine halbherzige Lösung wäre. Denn: Ein Verbot ließe sich
allzu leicht umgehen, und die Werbung zur Förderung der Selbsttötung
ist im Gesetz noch gar nicht berücksichtigt worden. Die
FDP-Ministerin hat penibel umgesetzt, was die Koalition 2009
beschlossen, aber nicht richtig durchdacht hatte. Die Union sollte
die Initiative stoppen. Es sitzen schon viele Abgeordnete auf dem
Baum, und nun bietet sich gar Bundestagspräsident Norbert Lammert für
die Räuberleiter an. Eine Denkpause ist nötig. Zum Selbstschutz. Und
für die öffentliche Debatte. Gegen Korrekturen spricht, dass die Zeit
davonläuft und dass jede Änderung bei so einem sensiblen Thema neue
Fragen aufwirft. Man sollte ein Gesetz nicht übers Knie brechen. Es
ist im Zweifel besser, nach der Wahl noch einmal an das Thema
heranzugehen. Besser keine Lösung als eine schlechte.

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