Der NRW-CDU ergeht es bei der Schavan-Nachfolge wie
einem statusbewussten Abteilungsleiter mit vielen Untergebenen,
Eckbüro und jeder Menge Berufserfahrung, dem in der Beförderungsrunde
dennoch die qualifizierte Seiteneinsteigerin vorgezogen wird. Selbst
nach dem kalten Rauswurf von Umweltminister Röttgen denkt Kanzlerin
Merkel offenbar gar nicht daran, den mitgliederstärksten
CDU-Landesverband nach Regionalproporz zu bedienen. Das sagt einiges
über den schwindenden Bundeseinfluss der Christdemokraten von Rhein
und Ruhr aus. Zwar musste auch einst der damalige Ministerpräsident
Rüttgers auf Parteitagen und in Personalfragen schwere Niederlagen
einstecken – als Stratege, Störenfried und Papiereschreiber wurde er
von Merkel jedoch jederzeit ernst genommen. Zurzeit ist sich die
NRW-CDU dagegen ihrer selbst nicht mehr gewiss. Das
Katastrophen-Wahlergebnis vom vergangenen Mai, die
67-Prozent-Demütigung für Landeschef Laschet bei der Präsidiumswahl
und das fortwährende Doppelspitzen-Gewurstel in Düsseldorf lassen an
einer schnellen Genesung zweifeln. Da hätte bei der Schavan-Nachfolge
eine Geste der Wertschätzung aus dem Kanzleramt vermutlich Wunder
gewirkt. Auch wenn es bloß um eine siebenmonatige Amtszeit in einem
Ressort von begrenzter Wirkungsmacht ging.
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