Gabriel überrascht. Statt auf Merkel und Schavan
einzudreschen, lobt der SPD-Chef: „Frau Schavan ist eine
hochanständige und kompetente Kollegin, um die es mir außerordentlich
leidtut.“ Der lange Zeit als politischer Leichtfuß und Hallodri
geschmähte Siggi Pop legt in letzter Zeit eine neue Nachdenklichkeit
an den Tag. Erst kürzlich hat er preisgegeben, wie er in seiner
verkorksten Kindheit unter seinem Nazivater gelitten hat. Jetzt
bekennt Gabriel, dass er versuche, jeden Abend von Berlin zu Baby,
Frau und pflegebedürftiger Mutter in seine Heimatstadt Goslar zu
fahren. Das politische Berlin mit seinen Cocktailempfängen sei nicht
das normale Leben. Alte Freunde seien ihm wichtiger als das verlogene
Schulterklopfen im glamourösen Berlin. Seinen Genossen rät er, statt
Sitzungssozialismus mehr einfache Leute vor Ort zu treffen. Denn
Sozialdemokraten seien immer dann erfolgreich, wenn sie „das wahre
Leben“ kennen. Gabriel versucht, die SPD zu erden, sie wieder
glaubwürdig für die kleinen Leute zu machen. Damit schenkt er auch
dem zuletzt abgehobenen Steinbrück einen ein, der Wein unter fünf
Euro die Flasche nicht trinken würde.
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