Deutscher Sozialpreis auf BAGFW-Politikforum verliehen – Gesellschaftlicher Zusammenhalt war politisches Thema des Abends (FOTO)

Auch wenn die Rolle und Bedeutung der Medien beim Thema
Gesellschaftlicher Zusammenhalt von den Gewinnerinnen und Gewinnern
des Deutschen Sozialpreises unterschiedlich eingeschätzt wurde, war
eines allen wichtig: noch genauer hinzuschauen bei Berichten über
Menschen, die sich nicht als Teil der Gesellschaft fühlen, noch
genauer zuzuhören und diese Geschichten vorurteilsfrei zu erzählen.
Geehrt wurden sie am gestrigen Abend in der Berliner Akademie der
Künste im Rahmen des Politikforums der Bundesarbeitsgemeinschaft der
Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW) für ihre herausragenden Arbeiten in
den Sparten Print, Hörfunk, Fernsehen und Online. Die ausgezeichneten
Arbeiten wurden 2016 erstmalig veröffentlicht.

Sparte Print: Isabell Hülsen, Kristina Gnirke, Martin U. Müller
„Ein krankes Haus“, SPIEGEL

Innenansichten eines Klinikkonzerns

Aus der Begründung der Jury: Durch die Vielfalt der Perspektiven
gelingt es den Autoren, das Thema außerordentlich spannend und
detailliert aufzuarbeiten. Ohne alle Fragen beantworten zu können,
zeigt der Beitrag, dass es zwingend notwendig und dringend
erforderlich ist, sich mit der Kommerzialisierung im Gesundheitswesen
öffentlich auseinander zu setzen.

Sparte Online: Jürgen Brügger, Jörg Haaßengier

„Die Nordstadtkinder“, wdr.de

Eine Webdokumentation über Kinder aus dem sozialen Brennpunkt der
Dortmunder Nordstadt.

Aus der Begründung der Jury: Die Idee, das Leben der Kinder nicht
nur beobachtend aufzuzeichnen, sondern sie selbst zu Wort und Bild
kommen zu lassen, zeigt Armut aus ganz anderen Perspektiven. Wer sich
auf die Kinder und ihr Leben einlässt, fühlt und sieht ganz andere
Dimensionen von Armut, jenseits des Mangels von Geld. Der kindliche
Blick zeigt nicht nur eine Welt des Mangels sondern auch die
Fantasie, die Zuversicht und die Freude, die in diesen Kindern lebt.

Sparte Hörfunk: Stephan Beuting, Sven Preger

Serie: „Der Anhalter“, WDR 5

Die Serie zeigt exemplarisch den Lebensweg eines Mannes, der nach
seiner Kindheit in der Jugendpsychatrie nicht mehr ins Leben zurück
findet.

Aus der Begründung der Jury: Stephan Beuting und Sven Preger haben
das normale Maß von Berichterstattung mit ihrer Arbeit weit
überschritten. Neben der Brisanz, die das Thema ohnehin hat, erleben
die Hörer, wie man sich tiefgründig und sanft, spannend und auch
witzig, der Biographie eines Menschen am Rande unserer Gesellschaft
nähern kann.

Sparte Fernsehen: Der Preis wird nach der Entscheidung der Jury
geteilt.

Simone Grabs

37° „Wirklich beste Freunde – eine Clique fürs Leben“, ZDF

Der Beitrag erzählt die Geschichte eines schwerstbehinderten
jungen Mannes, der von seinen Freunden betreut wird.

Aus der Begründung der Jury: Es gelingt der Autorin, ganz
unterschiedliche Aspekte des Lebens der Freunde zu zeigen, ohne
Kritisches auszublenden. Diese Geschichte ist ein unaufgeregter, sehr
besonderer Beitrag in der aktuellen Diskussion um Inklusion. Ihre
Strahlkraft bezieht sie aus der Erkenntnis, dass Inklusion
selbstverständlich sein kann, wenn sie von Anfang an gelebt wird.

Elke Sasse

„#MyEscape“, Deutsche Welle/WDR

Der Dokumentarfilm ist eine Montage aus (Handy-)Videos von
Flüchtlingen, die ihre lebensgefährliche Flucht nach Deutschland
selbst dokumentieren.

Aus der Begründung der Jury: An Authentizität ist der Film nicht
zu überbieten. Das alles ist außergewöhnlich. In einer Zeit
aufgeheizter Debatten um Integration und gesellschaftlichen
Zusammenhalt zeigt der Film Menschen und ihre Freude, die Flucht
überstanden zu haben. Ein wichtiger Beitrag, nicht nur für Menschen,
die sich beruflich und ehrenamtlich für Flüchtlinge engagieren.

Prominenter Gastredner des Abends war ZDF-Chefredakteur Dr. Peter
Frey. Bei der Frage des Gesellschaftlichen Zusammenhalts sieht er
Journalisten in der Pflicht, Konflikte aufzuzeigen, denn gelöst
werden könnten sie nur, wenn sie aufgedeckt sind.

Prälat Dr. Peter Neher, Präsident der BAGFW, verwies in seiner
Eröffnungsrede darauf, dass ein hohes Protestpotential bei
Wählerinnen und Wählern als Indiz für gesellschaftliche Spaltung
gesehen werden kann und vielfältige Ängste bei der Wahrnehmung der
Wirklichkeit eine wichtige Rolle spielen.

Den rund 200 geladenen Gästen der Veranstaltung wurden die
ausgezeichneten Beiträge vorgestellt. Parallel sind die vollständigen
Arbeiten auf der BAGFW-Webseite zum Lesen, Hören und Sehen verlinkt.

Seit 1971 verleihen die Spitzenverbände der Freien
Wohlfahrtspflege den Deutschen Sozialpreis. Der Medienpreis zur
sozialen Lebenswirklichkeit in Deutschland ist mit insgesamt 20.000
EUR dotiert und wird in vier Sparten vergeben. Für den Deutschen
Sozialpreis 2017 wurden 298 Beiträge eingereicht.

Pressekontakt:
BAGFW, Katrin Goßens, presse@bag-wohlfahrt.de, tel: 030 24089-121

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