Lausitzer Rundschau: Das Orakel von der Saar Zu den Landtagswahlen im Saarland und den Folgen

Natürlich können die Bundestagsparteien das Orakel
von der Saar ignorieren. Zu klein, zu weit weg, viel zu spezifisch.
Sie können sich aber auch, wenn sie Zeit und Fehler sparen wollen,
mit einigen der gestellten Aufgaben langsam zu beschäftigen beginnen.
Schließlich war die Saar-Wahl das Auftaktrennen für die Restzeit bis
zur Bundestagswahl. Es sind schwierige Rätsel. Angela Merkel zum
Beispiel sagt das Orakel: Du kannst noch lange Kanzlerin sein. Aber
nicht mit der FDP. Du schleppst auf deinem Rücken eine Leiche mit dir
herum. Überlege, ob du dich ihrer gleich entledigst oder besser
wartest. Und überlege: Was willst du wirklich? Der SPD sagt es: Dein
Weg wird ein langer sein. Länger als du denkst. Manchmal ist ein
Erfolg näher. Hast du Geduld? Überlege, wer dich führen soll. Für die
Linken hat es die Botschaft: Ihr könnt mit Oskar Lafontaine ganz weit
nach vorn kommen – und gleichzeitig ganz weit weg von jeder
Regierungsbeteiligung. Was wollt ihr mehr? Und allen etablierten
Parteien, allen voran den Grünen, schreibt es ins Stammbuch: Jugend
revoltiert nun mal, sie sucht neue Formen und Provokation. Ihr wart
auch mal jung. Die Piraten sind dabei, die jetzige junge Generation
zu kapern. Wie alt wollt ihr werden? Das Orakel von der Saar hat
exakt die richtigen Fragen gestellt. Das Wahlergebnis, so spezifisch
es ist, spiegelt die politische Stimmung im Land sehr gut wider. Die
heißt im Moment, dass die FDP überflüssig ist. Aber total. Und dass
eine Große Koalition im Bund wahrscheinlicher ist als Rot-Grün. Wegen
der Euro-Rettung vielleicht auch nötiger. Die heißt auch, dass das
„linke Lager“ sich weiter zersplittert. Aber wahrscheinlich werden
alle Parteien noch mehr Zeit brauchen, um die Fragen zu beantworten.
Sie werden die Wahlen in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen
im Mai abwarten wollen, um sich sicherer zu sein. Aber danach
spätestens sollte es erste Antworten geben.

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