neues deutschland: Deutschlands Osten beleibt arm – Kommentar zu den Gehaltsunterschieden zwischen Ost und West

Der Osten bleibt weiter arm. Eine weitere
Statistik, die das bestätigt, zeigt das aktuell am Beispiel der
mittleren Gehälter in Kreisen und kreisfreien Städten. Das untere
Ende dieser Liste liest sich wie eine kleine Heimatkunde
Ostdeutschlands: Erzgebirgskreis, Vorpommern-Rügen, Havelland,
Prignitz, Vogtlandkreis. Und so fort – teils liebliche, teils
menschenleere Landschaften. Viele davon scheinen nur für einen Urlaub
gut, vor wenigen Jahrzehnten gab es dort noch Betriebe, teils große
Industriestandorte.

Der Rückstand zum westlichen Teil des Landes ist wieder
aufgerissen. Ökonomen sagen für heute klipp und klar: Im Osten fehlen
die Konzerne. Es gebe eher kleine und mittlere Betriebe, und die
zahlten immer schlecht. Die Konzerne nehmen ihre nur für historisch
kurze Zeit erzwungene Absenz offenbar noch immer übel und bestrafen
das Land mit dem Absaugen der jüngeren, flexiblen Arbeitskräfte. Die
Arbeitslosenquoten vom Juli in Ingolstadt und Görlitz verdeutlichen
das Strafmaß: 1,8 Prozent stehen gegen 8,3 Prozent.

Es erscheint mühselig, dagegen mit gewerkschaftlichen Mitteln
vorzugehen, also etwa Tarifverträge durchzusetzen. Oder in der
Politik für einen höheren Mindestlohn zu kämpfen. Kommen aber noch
etwas Fantasie und Mut dazu, dann könnten in einigen Jahren Menschen
hier und anderswo gut leben und arbeiten, obwohl sie keine Autos
bauen.

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