neues deutschland: Kommentar zu den Folgen des Rücktritts von Mesut Özil und dessen Vorwürfe gegen den DFB

Sportlich hat der Rücktritt von Mesut Özil aus dem
deutschen Nationalteam keine bedeutenden Folgen. Darüber hinaus
schon: für den Deutschen Fußball-Bund, dessen Funktionären er
Diskriminierung und Rassismus vorwirft. Und für die
gesellschaftlichen Debatten um Zuwanderung und Obergrenzen. Denn Özil
wurde zu einem Symbol gelungener Integration gemacht.

Was Özil wirklich will, hat er schon 2012 gesagt: »als Fußballer
gemessen werden«. Und den Stolz auf seine türkische Herkunft hat er
nie geleugnet. Trotzdem wurde er missbraucht. Als er 2010 bei der
Bambiverleihung den Integrationspreis bekam, stand er recht ratlos
auf der Bühne. Freude war ihm auch über die Ehre,
DFB-Integrationsbotschafter zu sein, nicht anzumerken. Aber Land und
Leute sonnen sich gern im Erfolg. Der Fußballer Özil ist ein Weltstar
– mit knapp 72 Millionen Followern in den sozialen Netzwerken.

Der Sport leistet wichtige soziale Arbeit für die Gesellschaft,
tagtäglich in den Vereinen. Auch beim Thema Integration. Aber im
Kampf um gesellschaftliche Vormachtstellungen überhöht sich der
Fußball dabei gern. Das funktioniert, solange der sportliche Erfolg
da ist. Wäre die WM für den DFB halbwegs gut gelaufen, würde es die
Diskussionen um das Foto von Özil mit dem türkischen Präsidenten so
nicht geben.

Auch von ihm sollte sich Özil übrigens missbraucht fühlen. Nach
dem frühen deutschen WM-Aus kündigte Erdogan weitere »schöne Bilder«
mit erfolgreicheren Spielern wie »Antoine Griezmann und Luka Modric«
an.

Pressekontakt:
neues deutschland
Redaktion

Telefon: 030/2978-1722

Original-Content von: neues deutschland, übermittelt durch news aktuell