DIW-Experte: Inflation in Türkei wird weiter
stark steigen
Kriwoluzky: Unabhängigkeit der Zentralbank muss wieder hergestellt
werden
Osnabrück. Experten erwarten keine Staatspleite der Türkei, wohl
aber einen weiteren Verfall der türkischen Lira. Alexander
Kriwoluzky, Leiter der Abteilung Makroökonomie am Deutschen Institut
für Wirtschaftsforschung Berlin (DIW), sagte der „Neuen Osnabrücker
Zeitung“ (Dienstag): „Da die türkische Zentralbank die Anleihen der
Regierung zur Not in unendlicher Höhe kaufen kann, ist die Gefahr
einer Staatspleite gering. Das Finanzieren des Staates führt aber zu
Inflation, deswegen ist die Gefahr weiterer hoher Inflationsraten
sehr hoch.“ Seit Jahresbeginn hat die Lira bereits mehr als 40
Prozent ihres Werts zum Dollar verloren. Allein am vergangenen
„schwarzen Freitag“ büßte sie rund 16 Prozent an Wert ein.
Die Ursache für die Krise liegt nach den Worten von Kriwoluzky in
der Politik von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan. „Er beschneidet
sukzessive die unabhängigen und demokratischen Institutionen in der
Türkei in ihrer Unabhängigkeit. Dazu gehört auch die Zentralbank. In
dem Moment, in dem die Zentralbank nicht mehr von der Regierung
unabhängig ist, kann sie nicht mehr glaubwürdig für die Stabilität
des Geldes einstehen.“
Zur Lösung der Krise drängte der Experte deshalb darauf, die
Unabhängigkeit der Zentralbank wiederherzustellen. „Das kann eine
Auflage des Internationalen Währungsfonds (IWF) sein“, sagte
Kriwoluzky. Allerdings lehnt Erdogan eine Intervention des IWF als
Angriff auf die politische Unabhängigkeit der Türkei strikt ab.
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