WAZ: Arme Kinder, reiches Land – Kommentar von Matthias Korfmann

Im internationalen Vergleich ist Deutschland reich.
In der EU gilt es sogar als Wunderland: Viele saufen ab, wir
schwimmen oben. Dennoch: Im vergangenen Jahr lebten hier
367 000 Kleinkinder in Armut – eine stattliche Großstadt. Nun
kann man über Armut streiten. Experten glauben, sie ausrechnen zu
können, aber so einfach ist das natürlich nicht. Und der Blick über
die Grenzen lehrt, dass die Griechen, die Portugiesen, die Bulgaren
Armut anders spüren. Das Revier ist wieder ganz oben in dieser
Rangliste der Bedürftigkeit. Gegen den Trend. Sind wir total
abgehängt? Die Wahrheit ist viel komplizierter. Diese Grenzen
verlaufen ja nicht nur zwischen Revier und Münsterland, zwischen
Düsseldorf und Duisburg. Sie verlaufen mitten in den Städten.
Irgendwo zwischen Dortmund-Syburg und Nordstadt, zwischen Bredeney
und Karnap. Diese Quartiere, die Schulen dort und die Familien
brauchen mehr: mehr Ganztag, mehr Hingucken, mehr „Finanzausgleich“.
Die armen Kinder wird das reiche Land, in dem immer mehr Menschen in
Ehren ergrauen, sehr bald brauchen.

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