WAZ: Dortmund und sein Straßenstrich. Kommentar von Michael Kohlstadt

Der Dortmunder Straßenstrich wird nicht wieder
geöffnet – jedenfalls nicht an der alten Stelle. Die berüchtigte
Ravensberger Straße im Norden der Stadt mit ihrer Magnetkraft für
Freier aus der ganzen Region, aber eben auch für Frauen aus
Südosteuropa samt ihrer dubiosen Hintermänner, bleibt für die
Prostitution „geschlossen“. So haben es die Gelsenkirchener Richter
gestern entschieden. Aber das Signal des Gerichts, das der Klage
einer Dortmunder Prostituierten recht gab, ist dennoch eindeutig: Mit
dem ersatzlosen Verbot des Strichs und der radikalen Ausweitung des
Sperrbezirks auf das gesamte Stadtgebiet sind die Behörden übers Ziel
hinausgeschossen. Kommt es nicht zur Revision des Urteils, muss
Dortmund, wohl oder übel, demnächst ein neues Terrain für die
Straßen-Prostitution suchen – ob die Mehrheit der Bevölkerung das nun
will oder nicht. Der Streit darüber ist programmiert.

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 – 804 6519
zentralredaktion@waz.de