WAZ: Städt- und Gemeindebund: Kitas notfalls auch mit Hilfskräften

Eltern, die ihre Kleinkinder ab August 2013 in die
U3-Betreuung geben wollen, müssen damit rechnen, dass ihr Nachwuchs
dort über längere Zeit auch von ungelerntem Personal betreut wird.
Trotz des Rechtsanspruchs auf einen Krippenplatz werde es „eine
Übergangsphase von ein bis zwei Jahren“ geben, heißt es beim Städte-
und Gemeindebund. Angesichts des Erziehermangels schlägt der
Verbandspräsident, der Bergkamener Bürgermeister Roland Schäfer (SPD)
vor, „vorübergehend auch Hilfskräfte im Sozialen Jahr oder aus dem
Bundesfreiwilligendienst zu beschäftigen. Dies berichten die
Zeitungen der WAZ-Gruppe (Samstagausgaben).

Ein katastrophaler Vorschlag, der zulasten der Kinder geht“, sagt
Heinz Hilgers, Präsident des Kinderschutzbundes. Auch bei anderen
Verbänden ist die Sorge groß: „Für eine Übergangszeit wird man
punktuell mit Provisorien leben können“, so Thomas Krüger, Präsident
des Kinderhilfswerks. Der Einsatz von Hilfskräften dürfe aber nicht
„Einstieg in eine Verschlechterung der Standards“ sein. „Für ein Jahr
ist das machbar, aber es kann nicht sein, dass ein ganzer
Kita-Jahrgang mit Provisorien groß wird.“ Peter Wenzel vom
Kita-Zweckverband des Bistums Essen ist empört: „Würde man sich in
einen OP-Saal legen, in dem jeder zweite Arzt ungelernt ist?“ Die
Bundesregierung will jetzt auf den schleppenden Ausbau reagieren und
zusätzliche Mittel bereitstellen, hieß es im Familienministerium.
Unklar ist, wie groß die Finanzspritze ausfallen wird – im Gespräch
sind mehrere hundert Millionen Euro. In NRW fehlen noch immer 27.000
Plätze für Unter-Dreijährige – gemessen am durchschnittlichen Bedarf.
Tatsächlich liegt die Nachfrage in Großstädten aber deutlich höher
als in ländlichen Gemeinden. Städtebund-Präsident Schäfer fordert
deshalb: „Um allen Eltern, die einen Platz brauchen, ein Angebot zu
machen, müsste der Bund rund drei Milliarden Euro zusätzlich
ausgeben.“ In Berlin heißt es, NRW habe noch längst nicht alle
Bundesgelder abgerufen. Landesministerin Ute Schäfer sagt: „Das ist
Quatsch. Wir haben jeden Euro den Jugendämtern zugeteilt.“

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