WAZ: Post von der Krankenkasse – Kommentar von Petra Koruhn

Irgendwo zwischen der Werbung für Butter,
Waschmittel, Kaffee und Bier muss er gelegen haben, der Brief von der
Krankenkasse mit der Bitte, Organspender zu werden. Solche Briefe
landen bei den meisten in der Papiertonne. Schlimm, aber so ist das
eben im Alltag.

Wir werden überhäuft mit Post. Dass auch Wichtiges einfach
weggeschmissen wird, hätten sich die Leute bei den Kassen denken
können. Und noch etwas: Wer meint, dass eine Postsendung zum Umdenken
anregt, liegt abermals falsch. Weil ein Umdenken gar nicht nötig war:
Vor den Organspende-Skandalen lag die potenzielle Spendenbereitschaft
bei 80 Prozent! Dass sie gesunken ist, liegt auf der Hand, denn hier
wurde das Wesentliche zwischen Patient und Arzt verspielt – das
Vertrauen. Jetzt sollen die Kontrollen ja besser werden.

Wir brauchen keine Briefe, wir brauchen die Widerspruchslösung:
Wer nicht ablehnt, stimmt zu. Das klappt in anderen Ländern
vorbildlich. Auch wenn wir nach den Skandalen skeptisch sind – wir
müssen den Blickwinkel wieder ändern und an die Menschen denken, die
dringend Hilfe brauchen. Für sie gibt es keine bessere Lösung. Und
die meisten Ärzte verdienen unser Vertrauen. Immer noch!

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