In den vergangenen Wochen verstärkt sich das
unheilvolle Gefühl, dass die massiven und gewalttätigen Konflikte an
den verschiedenen Krisenherden dieser Welt ihre konkreten
Auswirkungen plötzlich auch im bislang beschaulichen und friedlichen
Ostwestfalen-Lippe haben. Angehörige der Glaubensgruppe der Jesiden
geraten mit Salafisten aneinander, Flüchtlinge aus Tschetschenien
übernehmen in einer Herforder Moscheegemeinde das Kommando,
Konvertiten aus der Region kämpfen in Syrien oder dem Irak im
„Heiligen Krieg“ und kehren noch radikalisierter zurück. Und dann
gibt es aktuell auch noch Brandanschläge in zwei Bielefelder
Moscheen. Zwar sind dabei gottlob keine Menschen zu Schaden gekommen.
Auch die Hintergründe der Taten sind noch unklar. Wurden sie von
Rechtsradikalen verübt, oder sind sie auf andere Konflikte
zurückzuführen? Das muss die Polizei nun aufklären. Und es ist sehr
zu hoffen, dass ihr das alsbald gelingt. Denn die etwa zwei Dutzend
Moscheegemeinden in Bielefeld leben jetzt in Angst und Schrecken. Sie
fühlen sich an die feigen Verbrechen und Morde des
Nationalsozialistischen Untergrundes (NSU) erinnert und fragen: Wo
könnte jetzt der nächste Anschlag passieren? Und welche Folgen wird
er haben? Die Repräsentanten der Muslime haben gestern die richtigen
Worte gefunden. Ein Anschlag auf ein Gebetshaus sei immer ein
Anschlag auf uns alle und eine Attacke auf die gesamte demokratische
Gesellschaft, betonten sie. Deshalb dürfe die Gesellschaft nicht
schweigen und müsse sich solidarisch zeigen. Dort, wo man Bücher
verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen, warnte schon Heinrich
Heine. Globalisierung und Migration hätten dazu geführt, „dass die
Probleme aus Krisenherden zu uns herüberschwappen“. Das führe
verständlicherweise „zu einer großen Emotionalisierung der bei uns
lebenden Menschen“, sagte der NRW-Innenminister Ralf Jäger gestern
dieser Zeitung. Gewalt sei dadurch aber nicht gerechtfertigt.
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