Welt-Aids-Tag: Solidarität heißt Selbstverständlichkeit

Mit HIV kann man heute leben. Unwissenheit,
Abwertung und Schuldzuweisungen machen das Leben schwer. Solidarität
heißt auch: Zugang zu Medikamenten für alle – auch in Deutschland

Am morgigen Freitag wird zum 30. Mal der Welt-Aids-Tag begangen.
Die große Gemeinschaftskampagne in Deutschland steht unter dem Titel
#positivzusammenleben. UNAIDS hat den Welt-Aids-Tag unter das Motto
„Meine Gesundheit, mein Recht“ gestellt.

Dazu erklärt Winfried Holz vom Vorstand der Deutschen AIDS-Hilfe:

„Der Welt-Aids-Tag ist der Tag der Solidarität mit HIV-positiven
Menschen. Er soll Diskriminierung und Zurückweisung entgegenwirken
und ein unbefangenes Miteinander stärken. Ängste und veraltete
Vorstellungen vom Leben mit HIV möchten wir durch realistische Bilder
ersetzen. Solidarisch mit positiven Menschen zu sein bedeutet heute
vor allem, Selbstverständlichkeit im täglichen Umgang miteinander zu
fördern.“

Menschen mit HIV haben heute bei rechtzeitiger Diagnose und
Behandlung eine fast normale Lebenserwartung und können leben wie
andere Menschen auch: Job, Familie, unbelastete Sexualität und
Familienplanung inklusive. Denn eine gut wirksame HIV-Therapie
verhindert auch die Übertragung von HIV.

Diskriminierung entgegenwirken

Nach wie vor wird Menschen mit HIV ihr Leben allerdings durch
Diskriminierung schwer gemacht. Zurückweisung im Alltag, zum Beispiel
im Gesundheitssystem oder im Job, und abwertende Äußerungen sind
immer noch an der Tagesordnung.

Grund sind meist irrationale Ängste und moralische Urteile. Eine
gerade veröffentlichte repräsentative Befragung der Bundeszentrale
für gesundheitliche Aufklärung offenbart erschütternde
Berührungsängste sowie Wissenslücken. Unter anderem wissen mehr als
90% der Befragten nicht, dass eine gut wirksame HIV-Therapie auch die
Übertragung von HIV verhindert.

DAH-Vorstand Winfried Holz:

„Am Ziel sind wir erst, wenn die Mitteilung, dass jemand
HIV-positiv ist, keine Ängste, keine Sonderbehandlung, keine
Mitleidsbekundungen und keine Schuldzuweisungen mehr nach sich zieht.
Es wird uns nicht gelingen, Ablehnung zu verhindern, so lange
Menschen Sexualität und Lebensstil anderer beurteilen und glauben,
Verhalten sei komplett über den Verstand steuerbar. HIV-positive
Menschen haben keinen Grund sich zu schämen, sondern dürfen sich
selbstbewusst zeigen!“

Niemanden ausschließen

Zugleich bedeutet Solidarität, niemanden von der HIV-Behandlung
auszuschließen und allen Menschen den Zugang zu Test und Behandlung
zu ebnen.

Im Jahr 2016 erkrankten in Deutschland 1.100 Menschen an Aids oder
einem schweren Immundefekt, obwohl es vermeidbar gewesen wäre: Sie
wussten jahrelang nichts von ihrer Infektion, erfuhren erst durch die
schwere Folgeerkrankung davon. Zurzeit leben in Deutschland nach
einer Schätzung des Robert-Koch-Instituts 12.700 Menschen
unwissentlich mit HIV. Viele scheuen den HIV-Test und verdrängen
Risiken, weil sie viel zu dramatische Vorstellungen vom Leben mit HIV
haben, Ablehnung oder Schuldzuweisungen fürchten. Sie bleiben daher
unbehandelt – oft mit schweren gesundheitlichen Folgen. Eine
Behandlung würde zugleich die weitere Übertragung von HIV verhindern.

„Realistische Bilder von HIV und Engagement gegen Diskriminierung
sind wichtig, um die Gesundheit von Menschen zu schützen und
Neuinfektionen zu verhindern: Viele Menschen können nur so Zugang zu
Test und Behandlung finden“, so Winfried Holz.

Medizinische Versorgung für alle

Dringend geboten ist außerdem der anonyme Zugang von Menschen ohne
Aufenthaltspapiere zu medizinischer Versorgung. Aus berechtigter
Angst vor Abschiebung trauen sie sich oft nicht in Behandlung –
Aidserkrankungen und immer wieder auch Todesfälle sind die Folge.
Auch hier gilt: Eine frühe Therapie könnte weitere HIV-Infektionen
verhindern und dem Gesundheitssystem Kosten sparen.

„Es darf nicht sein, dass im reichen Deutschland Menschen an Aids
erkranken, obwohl es vermeidbar ist“ betont Holz.

International muss sich Deutschland noch mehr dafür einsetzen,
dass alle Menschen mit HIV Zugang zur HIV-Therapie erhalten, unter
anderem durch höhere Zahlungen an den Globalen Fonds gegen Aids,
Tuberkulose und Malaria (GFATM) und ein verstärktes Engagement in
Osteuropa.

Welt-Aids-Tags-Kampagne #positivzusammenleben
(Gemeinschaftskampagne des Bundesgesundheitsministeriums, der
Bundeszentrale (BMG) für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), der
Deutschen AIDS-Stiftung und der Deutschen AIDS-Hilfe):
www.welt-aids-tag.de

Am 1.12. um 9 Uhr geht auf www.welt-aids-tag.de ein Message-Clip
mit Botschaften der HIV-positiven Kampagnengesichter online

Befragung der BZgA zum Welt-Aids-Tag zu Wissen und Umgang mit
HIV-positiven Menschen:
https://www.bzga.de/presse/pressemitteilungen/?nummer=1187

Presseinformationen und Infolinks zum Welt-Aids-Tag:
http://ots.de/f8t21

Kampagne „Kein AIDS für alle!“: https://kein-aids-fuer-alle.de/

Gesundheitsversorgung von Menschen ohne Papiere:
http://ots.de/cSkGA

Pressekontakt:
Deutsche AIDS-Hilfe
Holger Wicht
Pressesprecher
Tel. (030) 69 00 87 – 16
holger.wicht@dah.aidshilfe.de
www.aidshilfe.de

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