Lateinamerika: Risiko Politik(er) / Kreditversicherer Coface erwartet weitere Probleme durch Instabilität

In den anstehenden Präsidentschaftswahlen in
Kolumbien, Mexiko und Brasilien wird die breite Unzufriedenheit mit
der Politik und den Politikern zum Ausdruck kommen. Das erwartet der
Kreditversicherer Coface. Der Coface-Index für politische Risiken
zeigt eine hohe Wahrscheinlichkeit für soziale Proteste in der
Region. „Die politische Instabilität gefährdet Aktienmärkte, bremst
die Zuversicht der Unternehmer und Verbraucher und fördert die
abwartende Haltung bei Investoren“, heißt es in einem neuen
„Coface-Focus“.

Im Political Risk Index berücksichtigt Coface mehrere Aspekte:
politische und soziale Stabilität, Konflikte sowie Terrorismusgefahr.
Terrorismus ist nicht das größte Problem in Lateinamerika, aber die
instabile politische und soziale Lage in Verbindung mit der
verbreiteten Korruption und Gewaltkriminalität führt zu einer großen
gesellschaftlichen Frustration. Dabei sind die makro-ökonomischen
Daten, die Coface in den Index ebenfalls einbezieht, für
Lateinamerika schwach: BIP pro Kopf, Arbeitslosigkeit, Inflation,
Einkommensunterschiede.

Beim Kriterium Konflikte schneidet Mexiko am schlechtesten ab. Die
Gewalt in den Bandenkriegen nimmt weiter zu. 2017 übertraf die
Mordrate noch die von 2011, als die Kämpfe der Drogenbanden im Land
ihren Höhepunkt erreicht hatten. Dagegen ist in Kolumbien eine
deutliche Verbesserung erkennbar. Seit die Regierung mit den
FARC-Rebellen eine Vereinbarung getroffen hat, gingen die
gewalttätigen Auseinandersetzungen deutlich zurück. Allerdings
operieren noch immer einige Guerilla-Gruppen in Kolumbien.

Das zerstörte Vertrauen in die politischen Institutionen eröffnet
Chancen für neue Kandidaten. Diese treten zumeist mit der Ankündigung
an, die Korruption zu bekämpfen. In Mexiko führt in den Umfragen der
linksgerichtete Kandidat Andrés Manuel López Obrador deutlich. Er hat
sich klar gegen private Investitionen in Industrien ausgesprochen,
die vom Staat betrieben werden. Allerdings könnte ihm die Uneinigkeit
in den Reihen seiner potentiellen Partner die Bildung einer starken
Koalition und die Unterstützung des Kongresses erheblich erschweren.
Obwohl die Brasilianer offensichtlich mit den etablierten Politikern
in ihrem Land höchst unzufrieden sind, bleibt der im wegen Geldwäsche
und Korruption verurteile Ex-Präsident Lula der Favorit für die
kommende Wahl. Er wird aber wahrscheinlich nicht antreten dürfen. Von
dem rechtlichen Streit um die Kandidatur Lulas könnte Jair Bolsonaro,
ein ehemaliger Militäroffizier, profitieren.

Die Wirtschaft Lateinamerikas wird 2018 voraussichtlich um 2,4
Prozent wachsen nach 1,1 Prozent im Vorjahr und nach zwei Jahren
Rezession davor. Zum Plus tragen die erholten Rohstoffpreise bei, die
seit 2015 gefallen waren. Die Prognose ist indes angesichts der
politischen Probleme, besonders in Brasilien und Mexiko, nicht
stabil. Denn diese könnten sich gravierend auf die Kapitalmärkte
auswirken, zu steigenden Anleihepreisen, sinkender Zuversicht bei
Unternehmen und Verbrauchern führen und so Investitions- und
Kaufentscheidungen verzögern oder verhindern.

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Pressekontakt:
Coface, Niederlassung in Deutschland
Pressesprecher Erich Hieronimus
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