Natürlich hat die DDR-Sozialisation Spuren hinterlassen, im Guten wie im Schlechten. Über die Gewichtung darf gestritten werden. Wenn aber jetzt Soziologen der Berliner Humboldt-Universität in einer Studie ein etwas anderes Fazit ziehen als das übliche, lässt das aufhorchen. Demnach haben Ostdeutsche zu Demokratie und Migration durchaus unterschiedliche Ansichten – je nachdem, ob sie sich als staatsnah oder als Dissidenten fühlten oder der schweigenden Mehrheit zurechneten. Aber die Differenzen sind nicht größer oder sogar kleiner als gegenüber später Geborenen und Westdeutschen. Das lässt den Schluss zu: Für die politische Stimmung im Osten dürften nach 35 Jahren deutscher Einheit die sozialen und politischen Entwicklungen, Verwerfungen und Enttäuschungen jener Jahre wichtiger sein als die Zeit davor.
Darüber lohnt es nachzudenken: Was läuft in der heutigen Gesellschaft schief? Und warum? Nicht, um Schuldige dingfest zu machen, sondern um Verhältnisse zu schaffen, die sozialen Ausgleich, gesellschaftlichen Zusammenhalt und Demokratie stärken. Das hat auch mit der Ost-West-Ungleichheit zu tun. Doch die ist Teil sozialer Widersprüche in ganz Deutschland.
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