WAZ: Fehlende Aufrichtigkeit
– Kommentar von Dirk Hautkapp

Deutschlands Krieg in Afghanistan leidet seit
Beginn, seit zehn Jahren also, an einer Vielzahl von Defiziten.
Fehlende Aufrichtigkeit der Regierenden gehört dazu. Um den Kitt im
christlich-liberal-sozialdemokratischen Afghanistan-Bündnis nicht
noch poröser werden zu lassen, hat die Regierung eine
Abzugperspektive für die Bundeswehr beschlossen, die auf dünnem Eis
steht. Niemand kann heute einschätzen, ob es die Lage Ende 2011 im
deutschen Verantwortungsbereich erlaubt, eine substanzielle Aufgabe
des Militärischen einzuleiten und bis 2014 abzuschließen. Dass die
Termine dennoch festgeschrieben wurden, kann von den Taliban als
Hinweis verstanden werden, bis dahin neue Kräfte zu sammeln. Was
aber, wenn die Aufständischen nach einem Teilabzug der Bundeswehr in
einem Jahr umso entschlossener zurückschlagen? Die Hoffnung, dass die
afghanische Armee und Polizei bis dahin selbst der Lage Herr werden
könnten, ist wirklichkeitsfremd. Wer in dieser widrigen Gemengelage
militärische Präsenz mit einem Enddatum versieht, droht die
erfolgreichen Ansätze für ein besseres Afghanistan zu verspielen.

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