Handfestes Personalproblem
Eigentlich, so könnte man meinen, geht es den Sozialdemokraten in
Niedersachsen recht gut. Mit 31 Prozent verbuchten sie bei der
jüngsten Umfrage ein leichtes Plus gegenüber 2010; sie liegen zehn
Prozentpunkte über dem Bundesdurchschnitt der SPD, und zusammen mit
den Grünen haben sie derzeit sogar eine Regierungsmehrheit im Land.
Doch zum Gratulieren gibt es in diesem Fall wenig Grund. Denn auf
den zweiten Blick offenbaren sich erhebliche Defizite; vor allem hat
die SPD ein handfestes Personalproblem. Eineinhalb Jahre vor der
Landtagswahl fehlt eine allseits anerkannte Persönlichkeit, auf die
die Spitzenkandidatur automatisch zulaufen würde. Ein politisches
Schwergewicht vom Format eines Gerhard Schröder oder eines Sigmar
Gabriel ist nicht in Sicht. Bezeichnend, dass die befragten
Wahlberechtigten ihre Stimmen unentschlossen auf vier potenzielle
Kandidaten zu etwa gleichen (und schlechten) Werten verteilten.
Vielleicht war es vor diesem Hintergrund doch ein Fehler, sich vor
einem Jahr auf eine Machtteilung mit einem Parteichef Lies und einem
Fraktionsvorsitzenden Schostok einzulassen. Einmal abgesehen davon,
dass vom Typ der beiden her eine umgekehrte Rollenverteilung besser
gewesen wäre, hätte ein Partei- und Fraktionsboss in Personalunion
prägnanter als Herausforderer des CDU-Souveräns McAllister in
Erscheinung treten können. Jetzt wird es knapp, den bei Wahlen
bedeutenden Rückstand beim Spitzenpersonal zu mildern.
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