WAZ: Schnell unters Messer – Kommentar von Wilfried Goebels

Konkrete seriöse Zahlen über überflüssige
Operationen gibt es nicht, kann es nicht geben. Aber, dass in
Deutschland mindestens doppelt so häufig an Knie, Prostata und
Bandscheibe operiert wird wie in den Nachbarländern, ist Fakt. Die
Frage, zu welchem Zeitpunkt eine Operation zwingend notwendig ist,
bewerten Ärzte erkennbar unterschiedlich. Parallel zur medizinischen
Diagnose können dabei auch finanzielle Gründe eine Rolle spielen.
Kliniken sind Wirtschaftsunternehmen – am Ende muss die Bilanz
stimmen. Da wächst der Druck der Verwaltung auf Chirurgen, die
nötigen Fallzahlen zu erbringen. Operationen lohnen sich. Da sind
auch eigentlich unnötige Eingriffe nicht ausgeschlossen. Um Patienten
in Grenzfällen mehr Sicherheit zu geben, kann eine Zweitmeinung
helfen. Es geht nicht um zweifelsfreie, Leben rettende Operationen.
Auch soll ein Zweitgutachten nicht Misstrauen gegenüber dem
behandelnden Arzt schüren. Oft gibt es nicht nur einen medizinischen
Weg, sondern mehrere Möglichkeiten. NRW verfügt über zu viele
konkurrierende Kliniken. Das Angebot sucht sich den Bedarf. Der
überfällige Abbau der Überkapazitäten in unseren Kliniken ist die
Stellschraube, um die Kostenexplosion zu stoppen. Die Diagnose ist
eindeutig, bei der Therapie steht Ministerin Steffens viel Ärger ins
Haus.

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