Südwest Presse: Kommentar zur Schattenwirtschaft

Der klassische Schwarzarbeiter ist Handwerker und
verdient sich mit heimlichen Renovierungsarbeiten am Wochenende etwas
dazu. Auch Putz- und Bügelhilfen werden bevorzugt steuerfrei
beschäftigt. Und wenn der Heckenschnitt ansteht oder die Kinder
Betreuung brauchen, geht es auch „ohne Rechnung“. Es gibt Studien,
wonach jeder dritte Deutsche schon mal schwarz arbeiten ließ. Dass
Haushaltsdienstleistungen und Handwerkerrechnungen inzwischen
steuerlich teilweise absetzbar sind, mag in Einzelfällen zur
Besinnung geführt haben. Dennoch: Jeder siebte Euro fließt dem
Tübinger IAW zufolge weiter am Fiskus vorbei. Der Trend mag nach
unten gehen, es sind aber nur kleine Schritte. Von einem
grundsätzlichen Sinneswandel – weg vom Kavaliersdelikt – kann auch
deshalb keine Rede sein, weil die Forscher auf einen direkten
Zusammenhang mit der Konjunktur verweisen. Moral als Motiv haben sie
nicht ausgemacht. Zahlen zur Schwarzarbeit sind allerdings mit
Vorsicht zu genießen. Denn sie findet im Verborgenen statt, ist für
Forscher kaum messbar und damit auch für den Staat schwer
feststellbar. Anders verhält es sich mit Verstößen gegen Mindestlöhne
und andere Arbeitsvorschriften, die ebenfalls zur Schattenwirtschaft
zählen. Unternehmen, die offen am Markt agieren, können kontrolliert
werden, auch wenn es mühsam ist, die Nadeln im Heuhaufen zu finden.
Hier muss der Zoll verstärkt ansetzen.

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Lothar Tolks
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