RNZ: „Chance für alle“ – Rhein-Neckar-Zeitung (Heidelberg) zu Wahlrecht

Von Sören Sgries

Hilfe, die Jungwähler kommen? So aufgeregt, wie sich die CDU – und
erstaunlicherweise auch deren Jugendorganisation – gegen die Senkung
des Wahlalters wehrt, könnte man meinen, die Demokratie sei in
Gefahr. Dabei ist es in mehrfacher Hinsicht eine Bereicherung, wenn
16- und 17-Jährigen ein aktives Mitspracherecht eingeräumt bekommen.
Da ist zum einen die Perspektive der Jugendlichen selbst. Zu Recht
wird bemängelt, dass bei vielen das grundsätzliche Verständnis von
politischen Mechanismen und das Interesse an den Themen fehlen. Nur:
Warum sollte sich ein Teenie mit etwas auseinandersetzen, an dem er
eh nichts ändern kann? Die Theorie im Unterricht zu büffeln ist eine
Sache, die Praxis eine sehr viel spannendere. Hier dürfte automatisch
ein Motivationsschub kommen – und politische Bildung, die früher und
intensiver einsetzen muss, könnte auf fruchtbareren Boden fallen. Die
andere Seite ist die der etablierten Parteien und Mechanismen.
Jüngere Wähler werden der Zukunft zugewandte Ideen einfordern. Hier
kann man auch den Kern der Unions-Angst vermuten. Eigene Positionen
müssen überdacht oder besser verkauft werden. Klug wäre gewesen,
gleich damit zu beginnen, anstatt künftige Wähler als kleine Kinder
abzustempeln.

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