WAZ: Schwarz-Grün als Plan B. Kommentar von Walter Bau

Die Grünen sind wieder obenauf. In den Umfragen
kletterten sie gerade auf satte 14 Prozent, das ur-grüne Thema
Energiewende verspricht zum politischen Dauerbrenner zu werden, die
personelle Aufstellung an der Spitze sortiert sich – knapp ein Jahr
vor der Bundestagswahl macht sich die Partei regierungsfein. Fehlt
nur noch der Koalitionspartner. Dass die SPD dafür die Nummer eins
ist, steht außer Zweifel. Mit ihr gibt es die meisten
Übereinstimmungen. Fraglich ist aber, ob es mit den Sozialdemokraten
2013 zum Regieren reicht. Die SPD kommt in den Umfragen nicht voran,
ihr Kanzlerkandidat Steinbrück muss nach seinem Stolperstart erst
noch auf Touren kommen. Da die Grünen aber unbedingt wieder an die
Macht wollen, brauchen sie einen Plan B. Und der lautet:
Schwarz-Grün. Dass die politischen Gräben zur Union nicht
unüberwindlich sind, zeigen zwei Beispiele: Nach der schwarz-gelben
Kehrtwende beim Atomausstieg ist die Kernenergie nicht mehr der große
Streitpunkt. Und seit die Union die Hauptschule faktisch aufgegeben
hat und sich nach und nach auch von den Studiengebühren
verabschiedet, kommen Schwarz und Grün sich auch bei der Bildung
näher. Beides wäre vor zwei Jahren noch undenkbar gewesen. Auch wenn
die grünen Spitzenleute Trittin und Göring-Eckardt sich beeilen, ein
Bündnis mit der Union auszuschließen – am Wahlabend kann das ganz
anders aussehen. Wenn das Ergebnis passt.

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