Rheinische Post: Die Bahn nicht ausbluten lassen = Von Birgit Marschall

Die Bahn verspricht, das Chaos am Mainzer
Hauptbahnhof rasch zu beheben. Kurzfristig sollen 600 Mitarbeiter
eingestellt werden, um ähnliche Engpässe wie in Mainz an anderen
Stellwerken im Land zu verhindern. Da fragt man sich: Warum ist das
nicht schon früher geschehen? Warum muss es immer erst einen Skandal
geben, bevor die Bahn reagiert? Die hastigen Neueinstellungen können
über grundsätzliche Probleme nicht hinwegtäuschen. Die Bahn hat die
Folgen des drastischen Sparkurses unter Hartmut Mehdorn allenfalls
teilweise behoben. Sie hat auch nach 2010 noch zu wenige Mitarbeiter
eingestellt und zu wenig für qualifizierten Nachwuchs gesorgt. Die
Bahn müsste für ihr Kerngeschäft, den Zugverkehr in Europa, mehr
Energie und Geld verwenden als bisher. Ihr dabei zu helfen, wäre
Aufgabe des Bundes als Eigentümer. Er sollte aufhören, der Bahn jedes
Jahr 500 Millionen Euro Dividende zu entziehen. Er sollte darauf
dringen, dass auch die Netzsparte ihre Gewinne behalten kann, um sie
zu reinvestieren. Es kann nicht sein, dass die Bahn mit den Gewinnen
aus dem Netz Zukäufe in aller Welt finanziert, während zu Hause
massenweise Züge ausfallen.

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