Es war fast schon in Vergessenheit geraten. Dass
Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit auch
stellvertretender SPD-Vorsitzender und somit auch in der
Bundespolitik aktiv ist, rückt erst jetzt wieder ins Bewusstsein, da
er ankündigt, auf dem Parteitag in Leipzig im November nicht mehr für
dieses Amt kandidieren zu wollen. Es seien „nun mal andere dran“,
sagt er in seiner typischen schnoddrigen Art, die Entscheidung habe
auch nichts mit dem Wahlausgang vom 22. September zu tun. Ganz
überraschend kommt Wowereits Ankündigung nicht. Auf bundespolitischer
Ebene hat der dienstälteste Ministerpräsident der Republik, der seit
mittlerweile zwölf Jahren im Roten Rathaus der Hauptstadt regiert,
nicht die Rolle gespielt, die man in der Partei von ihm erwartet hat,
im Schatten des dominanten Sigmar Gabriel blieb er blass und
unauffällig, er setzte keine eigenen Akzente. Wenn er für
Schlagzeilen sorgte, dann nur deshalb, weil es in seiner eigenen
Stadt mal wieder nicht so lief, wie es eigentlich hätte laufen sollen
– vom S-Bahn-Chaos bis zum Desaster beim Großflughafen. Alles keine
Ruhmesblätter für einen Regierenden Bürgermeister, der an seiner
Arbeit für die Bürger gemessen wird. Auch wenn Wowereit versichert,
als Ministerpräsident im Bundesrat weiterhin eine wichtige
bundespolitische Rolle spielen zu wollen, beginnt mit seinem
Ausscheiden aus dem Amt des stellvertretenden SPD-Chefs doch sein
Rückzug auf Raten. Nach drei Wahlsiegen und zwölf Jahren an der
Spitze des Berliner Senats wirkt er zunehmend amtsmüde, mit dem
Berliner SPD-Chef Jan Stöß und Fraktionschef Raed Saleh gibt es
bereits zwei potenzielle Nachfolgekandidaten, die sich längst
parteiintern in Stellung bringen. Insofern hat der 60-Jährige richtig
erkannt: Jetzt sind mal andere dran. Demokratie bedeutet Macht auf
Zeit. Und für jeden läuft die Zeit ab. Nun auch für Klaus Wowereit.
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