Lausitzer Rundschau: Reiches armes Land

OECD-Familienbericht veröffentlicht

Deutschland ist ein reiches Land. Das hat auch der
jüngste OECD-Familienbericht eindrucksvoll bestätigt. Bis zum 18.
Lebensjahr eines Kindes unterstützt der deutsche Staat die Eltern
immerhin mit 146 000 Euro. Das ist deutlich mehr als der Durchschnitt
aller entwickelten Industriestaaten. Trotzdem ist Deutschland ein
armes Land. Arm an Kindern. Mit einer Geburtenrate von gerade einmal
1,36 Kindern pro Frau zählen wir zu den Schlusslichtern in der OECD.
Viel Aufwand, wenig Effekt. Die Politik muss sich fragen lassen, wie
das zusammenpasst. Zumal es obendrein bei der Bildung des Nachwuchses
hapert. In kaum einem anderen Land sind Beruf und Auskommen so von
der sozialen Herkunft abhängig wie in Deutschland. Wer den Ursachen
auf die Spur kommen will, muss im Kleingedruckten des Berichts
nachlesen. Trotz aller materiellen Anreize bekommen deutsche Frauen
immer später Kinder. Ein Grund liegt sicher in der Arbeitswelt, die
in erster Linie auf Karriere ausgerichtet ist. Dass Kinder und
Karriere sehr wohl vereinbar sind, zeigen indes die skandinavischen
Länder. Ein weiterer problematischer Aspekt: Rund ein Drittel aller
familienpolitischen Leistungen werden hierzulande über
Steuererleichterungen ausgeschüttet. Soviel wie in keinem anderen
OECD-Staat. Da einkommensschwache Familien aber kaum oder gar keine
Steuern zahlen, bleibt ihnen dieser Vorteil auch weitgehend verwehrt.
Fazit: Familienförderung macht sich nicht nur an eindrucksvollen
Geldbeträgen fest. Sie müssen auch gezielt eingesetzt werden. Und es
bedarf eines gesellschaftlichen Klimas, in dem Kinder wie
selbstverständlich dazu gehören. Bis dahin ist es in Deutschland
leider noch ein weiter Weg.

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