Die Balance wahren
Die FDP steckt noch viel tiefer in der Krise, als es viele
Mitglieder wahrhaben wollen.
Natürlich spielt das Führungspersonal eine Rolle: Erst gab es
Spott über den Leichtmatrosen Guido Westerwelle, dann setzten die
Liberalen allzu große Hoffnungen auf eine schnell emporgekommene
Gruppe junger Männer, die aber aus Mangel an Erfahrung schon bald aus
dem Takt kam. Doch dies allein erklärt noch nicht das dramatische
Absinken der Liberalen.
Hinzu kommt Grundsätzliches. Der Liberalismus, so definierte es
der große liberale Denker Friedrich August von Hayek, befasst sich
mit den Aufgaben des Staates und vor allem mit der Beschränkung
seiner Macht. Doch so wichtig dieses Ziel im Einzelfall ist – aktuell
haben solche Themen keine Konjunktur.
Im Gegenteil: Heute wird wieder nach einem starken Staat gerufen.
Aus verständlichem Grund. Denn wohin Deregulierung und Entfesselung
der Märkte führen, hat sich in der Finanzkrise gezeigt.
Milliardenschwere Verluste waren die Folge, die noch auf Jahre
private und öffentliche Haushalte belasten werden. Trotzdem ist der
Liberalismus nicht tot. Denn wie wichtig nicht nur die Kontrolle der
Märkte, sondern auch von Staatswesen ist, zeigt die ausufernde
Verschuldung der EU-Länder.
Fazit: Übertreibungen sind immer gefährlich. Es kommt stattdessen
darauf an, Balance zu wahren. Darauf muss sich die FDP besinnen – und
nicht lautstark Einzelinteressen vertreten.
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