Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Demonstrationen in Brasilien Potenzial mit Sprengstoff STEFAN SCHELP

Brasilien ist ein modernes Land. Der Staat hat
nach den USA die größte Facebook-Gemeinde der Welt. Logisch, dass
sich die Demonstranten daher über die sozialen Netzwerke
organisieren. Nur für Außenstehende muss es so scheinen, als kämen
die Proteste aus dem Nichts. Natürlich hat die Welle der Empörung
eine Vorgeschichte. Dilma Rousseff, die sozialistische Präsidentin,
hat schon einmal versucht, die Fahrpreise im Nahverkehr zu erhöhen.
Auch damals gab es wütende Proteste – und die Regierung zog die
Erhöhung flugs zurück. „Protest bringt Erfolg“ ist also die gelernte
Botschaft. Ganz besonders, da jetzt alle Welt auf den Confed-Cup, die
Generalprobe für die WM, schaut. Was die Demonstranten richtig wütend
macht, ist die Korruption. Schmiergeldzahlungen sind noch immer an
der Tagesordnung, wer etwas erreichen will, der macht mit. Zum ersten
Mal steht jetzt ein Exregierungsmitglied wegen Korruption vor
Gericht. Die Brasilianer, besonders die jungen Menschen, beobachten
genau, wie der Prozess ausgeht. Denn Brasilien ist auch ein junges
Land. Das birgt Potenzial. Aber auch jede Menge Sprengstoff.

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