NOZ: Neue Patientenbeauftragte fordert Widerspruchslösung bei Organspenden

Neue Patientenbeauftragte fordert
Widerspruchslösung bei Organspenden

Schmidtke: Klar dafür – Unterstützung für Spahn im Streit über
mehr Arzt-Sprechstunden – Ruf nach Ärzte-Bussen auf dem Land

Osnabrück. Zur Überwindung des Organspende-Notstandes fordert die
neue Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Claudia Schmidtke
(CDU), eine Widerspruchslösung, bei der Spender oder deren Angehörige
eine Entnahme ablehnen müssen. „Angesichts der vielen tausend
Menschen, die in Deutschland verzweifelt auf ein Spenderorgan warten,
halte ich diese Pflicht für zumutbar“, sagte Schmidtke im Interview
mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. „Wir dürfen dabei nicht
vergessen, dass jeder von uns schon morgen in diese Situation kommen
und auf ein Organ angewiesen sein könnte.“

Auch bei einer Widerspruchslösung „bleibt die Spende wie bisher
freiwillig“, betonte die Herzchirurgin und Bundestagsabgeordnete.
„Jede Person hat die Möglichkeit, einer Organspende einfach und
unbürokratisch zu widersprechen.“ Auch wenn sie „klar für die
Widerspruchsregelung“ sei, respektiere sie die Gegenpositionen und
hoffe auf eine „Auseinandersetzung mit Fairness“ im Bundestag und
eine „Grundsatzentscheidung“. Schmidtke sagte: „Das sind wir den
vielen Menschen, die auf ein Spenderorgan warten, einfach schuldig.“

Im Streit von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn mit der
Ärzteschaft über eine Ausweitung der Sprechstunden stellte sich
Schmidtke hinter den CDU-Politiker: Lange Wartezeiten auf
Facharzttermine seien „ein häufiges Thema“ für Patienten, berichtete
sie. Eine Umfrage des Krankenkassenverbandes GKV habe gezeigt, dass
„ein Teil der Ärzte“ weniger als 20 Stunden in der Woche anbiete.
„Hier kann die Ausweitung der Sprechstunden einen Beitrag zu einer
Verbesserung der Patientenversorgung leisten“, sagte Schmidtke der
„NOZ“. Zugleich verwies sie darauf, dass etwa Hausärzte schon heute
mehr als 30 Wochenstunden Sprechzeiten anböten.

Um eine gute Versorgung von Kranken auf dem Lande zu garantieren,
forderte die Patientenbeauftragte „eine bessere Verzahnung von
ambulanten und stationären Strukturen, aber auch mobile Angebote der
Ärzte, wie der Ärztebus“. Notwendig sei auch eine Reform des
Medizinstudiums. „Es muss das Ziel sein, junge Menschen schon während
des Studiums für eine ärztliche Tätigkeit auf dem Land zu
begeistern“, appellierte die Schleswig-Holsteinerin. Alarmiert zeigte
sich Schmidtke über Klagen von Pflegefachkräften, die neuen
Personaluntergrenzen würden zum Abbau von Stellen genutzt, wenn
Kliniken das gesetzliche Minimum überträfen. „Die
Personaluntergrenzen sind keine staatliche Legitimation zum Abbau von
Pflegekräften, sondern das Gegenteil“, sagte sie. Um mehr Menschen
für den Pflegeberuf zu begeistern, gelte es auch, „die Entlohnung zu
verbessern und die Ausbildung sowie den Beruf insgesamt noch
attraktiver zu machen.“

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