Untersuchung legt erhebliche Tierschutzprobleme
in deutscher Schweinehaltung offen
Studie dokumentiert Hinweise auf länger anhaltende Leiden im Stall
– Halter kündigen Konsequenzen an
Osnabrück. Eine wissenschaftliche Untersuchung zeigt erstmals
erhebliche Mängel im Umgang mit kranken und verletzten Schweinen in
Deutschland auf. Wie die „Neue Osnabrücker Zeitung“ (Donnerstag)
berichtet, hat eine Professorin der Tierärztlichen Hochschule
Hannover mehrere Hundert Schweinekadaver in vier
Tierkörperbeseitigungsanlagen untersucht und dabei in mehr als zehn
Prozent der Fälle Hinweise auf „länger anhaltende erhebliche
Schmerzen und Leiden“ der Tiere entdeckt. In der Studie ist
beispielsweise von stark abgemagerten Kadavern oder Wund gelegenen
Stellen an den Tierkörpern die Rede.
Es werde „häufig und in erheblichem Umfang“ gegen das
Tierschutzgesetz und andere Vorgaben verstoßen, zitiert die „NOZ“ aus
dem Fazit der Untersuchung. Rund 1200 Schweine könnten jeden Werktag
bei den Entsorgungseinrichtungen angeliefert werden, die zu Lebzeiten
erheblichen Leiden ausgesetzt waren. Die angemessene Versorgung
schwer kranker oder verletzter Tiere werde in deutschen
Schweinehaltungen in einem Umfang unterlassen, „der sehr deutlich
über das Maß gelegentlicher Einzelfälle („schwarze Schafe“)
hinausgeht“, heißt es weiter.
Die Interessensgemeinschaft der Schweinehalter (ISN) kündigte
angesichts der Untersuchungsergebnisse „breit angelegte und vor allem
praxistaugliche Schulungen sowohl für Landwirte und Tierärzte“ an.
Die Studie kommt zu dem Schluss, dass es in der Landwirtschaft an
Wissen darüber fehle, wie kranke oder verletzte Tiere sachgerecht
notgetötet werden. Zudem empfiehlt die Untersuchung eine
Kennzeichnung von Schweinekadavern, damit eine Rückverfolgbarkeit zum
Bauernhof möglich ist. Ebenso sind die toten Tiere bislang nicht Teil
der Tierschutzüberwachung durch Veterinärbehörden.
Das zuständige Bundeslandwirtschaftsministerium teilte auf Anfrage
der „NOZ“ mit: Sollten sich Hinweise darauf ergeben, dass bisherige
Regelungen nicht ausreichten, werde die Schaffung einer gesetzlichen
Grundlage geprüft. Niedersachsens Agrarministerminister Christian
Meyer (Grüne) sprach von einem „unhaltbaren Zustand“. Der Schutz der
Tiere habe Verfassungsrang, Schlupflöcher müssten geschlossen werden.
Meyer: „Bundesagrarminister Christian Schmidt ist der
Tierquälerei-Skandal längst bekannt, aber er schaut wie immer weg. Er
ist eher der Schutzpatron der Tierquäler als Minister für
Tierschutz.“
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