SPD fordert deutliche Nachbesserungen am
staatlichen Tierwohllabel
Gewerkschaft: Arbeitsbedingungen von Schlachtern berücksichtigen –
Schweinehalter: Kriterien sind ambitioniert
Osnabrück. Die SPD hat von Bundesagrarministerin Julia Klöckner
(CDU) Nachbesserungen am staatlichen Tierwohllabel gefordert. Susanne
Mittag, Tierschutzbeauftragte der SPD-Fraktion, erklärte auf Anfrage
der „Neuen Osnabrücker Zeitung“, das Label biete zwar Verbesserungen
für die Tiere und sei auch breiter aufgestellt als Initiativen der
Wirtschaft. „Der richtig große Wurf ist der Vorschlag von Frau
Klöckner aber noch nicht, denn einige vermeintliche Verbesserungen
sind bereits gesetzlicher Standard oder nur marginal darüber.“ Hier
müsse die Ministerin noch deutlich nachlegen, so Mittag.
Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) forderte die
Bundesregierung unterdessen auf, auch die Arbeitsbedingungen in
Schlachthöfen beim staatlichen Tierwohllabel zu berücksichtigen.
Gewerkschafts-Vize Freddy Adjan erklärte in der „Neuen Osnabrücker
Zeitung“: „Zum Tierwohl gehört zweifelsfrei auch die fachmännische
und einwandfreie Tötung des Tieres.“ Das sei in vielen deutschen
Schlachthöfen nicht gewährleistet, so Adjan. „Statt gut ausgebildeter
und ordentlich entlohnter Fachleute arbeiten in deutschen
Schlachthöfen heute mies bezahlte, oft nicht ausreichend
qualifizierte, Werkvertragsarbeiter aus dem Ausland unter höchstem
Druck und teils katastrophalen Arbeitsbedingungen.“
Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, sagte
der „NOZ“ zu den Label-Kriterien der Bundesregierung: „Das ist
unausgegoren und enttäuschend für eine dreijährige Diskussion.“ Er
kritisierte, dass die Anforderungen der Eingangsstufe nur knapp über
dem gesetzlichen Standard lägen. „Die Frage der ökonomischen
Machbarkeit stand offenbar im Vordergrund und nicht das Tierwohl“, so
Schröder.
Die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN)
wies indes Kritik zurück. Geschäftsführer Thorsten Staack erklärte in
der „NOZ“: „Ohne Frage, die nun vorgestellten Kriterien sind – auch
wenn Tier- und Umweltschützer mit ihrem Gerassel ein anderes Bild
vermitteln wollen – schon in der Einstiegsstufe ambitioniert.“ Staack
wies aber darauf hin, dass gerade die Kriterien der höheren
Labelstufen für Landwirte nicht umsetzbar seien. „Wer heute seinen
Stall nach diesen Kriterien umbauen will, der wird das in der Praxis
aufgrund bestehender Widersprüche verschiedener Rechtsvorschriften
schlicht nicht dürfen.“ Die Bundesregierung müsse hier für Klarheit
sorgen. Zudem sei unklar, ob Bauern den Mehraufwand vergütet bekämen.
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